Autofahrer sind schneller, und es gibt immer mehr Verkehrstote

Berlin. Die Unfallzahlen steigen bedrohlich. 1990 gab es im Westteil der Stadt ein Achtel mehr Verkehrsunfälle als im Jahr zuvor — im Ostteil verdoppelte sich die Zahl der Unfälle sogar. Die Zahl der Verkehrstoten stieg im Westteil von 109 auf 111 (plus 1,8 Prozent) und im Westteil von 71 auf 109 (plus 53,5 Prozent). Polizeipräsident Georg Schertz erklärte gestern, daß man das Verkehrschaos mit mehr Verkehrsschildern und Ampeln sowie einer stärkeren Geschwindigkeitsüberwachung in den Griff bekommen wolle. Als eine wesentliche Ursache dürfte allerdings die Überlastung des Straßennetzes durch die ungezügelte Neuzulassung von Autos gelten. Im Westteil gab es im vergangenen Jahr 27.000 Kraftfahrzeuge (PKWs, LKWs und Motorräder) und im Ostteil 86.000 KFZs mehr. Insgesamt waren über 1,2 Millionen Fahrzeuge zugelassen. Polizeidirektor Hermann Engelhardt vermutet, daß möglicherweise durch die Zunahme von Staus die Fahrweise von Autofahrern aggressiver werde: »Wenn man denn mal freie Fahrt hat, drückt man aufs Gaspedal.« Obwohl auch im Westteil die Unfälle zugenommen haben, richtet sich der Blick der Polizei vor allem auf den Ostteil. Die ehemaligen DDR-Bürger wollten immer noch das »Erfolgserlebnis« (Schertz) auskosten, von einem langsamen Trabant oder Wartburg auf einen schnellen Wagen umgestiegen zu sein. diak