Schlangen vor Arbeitsämtern länger

■ Arbeitslosenquote in Ost-Berlin erstmals zweistellig/ Über 80.000 KurzarbeiterInnen im Osten

Berlin. Im Osten wie im Westen: Die Schlangen vor den Arbeitsämtern wurden auch im Januar länger. Allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und mit unterschiedlichen Aussichten auf Verbesserung.

Während erste Resümees über Konjunkturentwicklung und Auftragslage in Berlin rosige Zeiten für den Westteil der Stadt an die Wand malen, stieg die Arbeitslosenquote im Januar von 9,2 auf 9,6 Prozent. 92.510 Menschen — und damit 3.384 mehr als im Vormonat — mußten im Januar stempeln gehen — laut Landesarbeitsamt vor allem aus saisonbedingten Gründen. Dort will man trotzdem von einem anhaltenden Beschäftigungsboom sprechen. Vor allem im Verkehrswesen, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe sei die Zahl der Beschäftigten stark gestiegen. Noch 1990 habe die Zahl der Arbeitslosen bei rund 100.000 gelegen.

Die Zahl der KurzarbeiterInnen gab das Landesarbeitsamt mit 3.689 an, »ein bemerkenswert niedriges Niveau«. Hier werde die gute Auftragslage der Betriebe deutlich sichtbar.

Von solchen Perspektiven wagt man im Ostteil der Stadt kaum noch zu träumen. Dort mußten im Januar 1991 71.926 Menschen stempeln gehen, über 5.000 mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg damit bedeutend stärker als im Westteil der Stadt, von 9,3 auf 10,1 Prozent. Einen ebenso stetigen Aufwärtstrend zeigt die Quote der Beschäftigten, die auf Kurzarbeit gesetzt worden sind: im Januar 81.704 und damit über 4.300 mehr als im Dezember. Fast die Hälfte von ihnen ist von einem Arbeitsausfall von 75 bis 100 Prozent betroffen. Letzteres bedeutet faktische Arbeitslosigkeit. Als Gründe benannte das Landesarbeitsamt mit dem »Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft verbundene Strukturveränderungen und die schwache Konjunktur«. Die schlug sich auch in der Zahl der gemeldeten offenen Stellen in Ost-Berlin nieder: ganze 2.073 verzeichneten die Ostberliner Arbeitsämter im Januar. anb