Satire »suspendiert«

■ SFB zensiert den Krieg weiter aus dem Programm

Masurenallee. Kriegsfall-Zensur beim SFB und kein Ende. Nachdem der Sender in der letzten Woche den Kabarettisten Martin Buchholz wegen einer mißfälligen Satirekolumne zum Golfkrieg von der Welle SFB 2 verbannte und die Redaktion des Morgenecho abmahnte (taz berichtete) ist Satire vorerst generell verboten worden. Sie sei als journalistische »Form supendiert«, teilte Peter Pistorius, Hörfunk- Chefredakteur für Politik und Zeitgeschehen mit. Es gebe eine entsprechende schriftliche Anweisung seinerseits, die die satirische Kolumnenform zu den Themen »Krieg« und »große Weltpolitik« im frühmorgendlichen Programm Guten Morgen, Berlin auf SFB 1 untersage. Dieses Verbot sei »zeitlich nicht unbegrenzt«, zunächst solle man aber »die Finger von Glossen und hochbrisanten Stoffen lassen«. Es gebe auch »Glossen, die mißlingen«, Satire könne für die ZuhörerIn »im Gemischtwarenladen ‘Magazin‚ einen zu unvermittelten Sprung« darstellen. Hier müsse man jetzt »das Risiko minimieren«.

Auch auf SFB 2 ist die Satire erstmal weg vom Fenster, denn auch hier gab es sie als Kolumne nur frühmorgendlich. Programm-Direktor Wolfgang Seifert (»Ich habe mich nur mit SFB 2 befaßt«) billigt ausdrücklich, daß »im Frühprogramm keine satirischen Kolumnen über den Krieg stattfinden«. Generelle Anweisungen habe er nicht erlassen, er sei aber auf der Suche nach einem »neuen Sendeplatz für Satire auf SFB 2«. Das Frühprogramm sei »nicht der ideale Platz« für satirische Einlagen. Eigentlich, so Seifert, habe er »ein Herz für Satire, obwohl ich in dem Ruf stehe, ein Satire-Killer zu sein«.

Auch SFB 2 Wellenchefin Barbara Wesel ließ gegenüber dem geschaßten Kabarettisten erkennen, daß die Satire-Denkpause beim SFB »länger dauern werde als der Krieg« (O-Ton Buchholz). Wie Buchholz der taz sagte, befinde er sich »im Schmollwinkel«. Buchholz merkte an, daß sich sofort nach der Presseberichterstattung über die SFB-Zensur die Konkurrenz gemeldet habe: Berliner Rundfunk und Deutschlandsender Kultur (beide Ex-DDR) und der Alternativ-Funk Radio 100. kotte