Syrien erstmals in Kämpfe verwickelt

Berlin (taz) — Zum ersten Mal seit Beginn des Golfkrieges sind syrische Truppen direkt in Gefechte mit irakischen Soldaten verwickelt worden. Damit ist erstmals ein arabisches Land außerhalb der Golfregion an den Kämpfen beteiligt; zudem noch eines, das ehemals zu den Radikalen im arabischen Lager zählte und daher auch von den Verbündeten als unsicherer Kandidat eingeschätzt wird.

Offenbar gerieten syrische Soldaten unter Beschuß, als eine irakische Einheit von dreißig Mann einen Vorstoß über die Grenze zwischen Kuwait und Saudi-Arabien unternahm. Nach einem BBC-Bericht wurde der erste Trupp der Syrer dabei überrannt, erst eine zweite Gruppe konnte die Angreifer vertreiben. Über Opfer wurde nichts bekannt.

Die Zweifel an der Zuverlässigkeit der Syrer, die ein Kontingent von 19.000 Soldten entsandt haben, sind damit in den Augen der US-Streitkräfte nicht ausgeräumt, da sie nur auf einen Angriff reagierten. Dies entspricht der Leitlinie, die der syrische Außenminister Faruk Al Sharaa ausgegeben hat: Die Soldaten seien aus „reinen Verteidigungsgründen“ entsandt worden. Seine Regierung betrachte die irakische Armee weiterhin als „Teil der arabischen Konfrontation mit Israel“. Das Assad- Regime steht innenpolitisch unter Druck wegen seiner Teilnahme an den multinationalen Streitkräften.

Ganz im altbekannten Stil rief die offizielle syrische Tagenszeitung 'Al Thaura‘ gestern die irakische Armee zum Putsch gegen Saddam Hussein auf. Die rivalisierenden Fraktionen der Baath-Partei in Damaskus und Bagdad sind seit langem miteinander verfeindet. So unterstützte Syrien im iranisch-irakischen Krieg die Islamische Republik. Nun könnte jedoch die Stunde schlagen, in der Syrien, ehemals Verbündeter der UdSSR, sein Verhältnis zu den arabischen Staaten, namentlich zum fundamentalistischen, proamerikanischen Saudi-Arabien, wieder verbessert. Beide Länder haben bereits angekündigt, ihre bilateralen Beziehungen in allen Bereichen auszuweiten. b.s.