Unerhört: Homos feiern im Café Keese!

■ Mittenmang dabei: Marianne Rosenberg

Vor fünfzehn Jahren hatte in unserer Stadt noch alles seine Ordnung, ein »Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen« war undenkbar und das Café Keese ein fester Pfeiler unser friedlichheterosexuellen Welt. Heutzutage aber werden Homosexuelle immer dreister und vergreifen sich selbst am ehrenwerten »Ball Paradox«: Eine »Superparty der Gleichgesinnten« wurde für Sonntagabend im Café Keese arrangiert. Und das ohne Widerspruch von deutschen Politikern und Kardinälen!

Allein die Vorstellung ist eine Zumutung! Wo sonst preußische Türsteher aufmerksam wachen, drängeln sich ungeniert Lesbierinnen in den Glanz der Kronleuchter, um brave Witwen und ehrwürdige Heiratsschwindler aus ihrem Stammlokal zu vertreiben. Homophile werden die barocken Plüsch-Rondells annektieren und unschuldige Tischtelefone mit gleichgeschlechtlichem Geflüster verderben!

Wissen nicht noch aufrechte Hüter der Keese-Tradition die dreiste Nestbeschmutzung mit einer Sitzblockade zu verhindern, droht die gleichgesinnte Party mit Kapelle, Show und Buffet zumindest ein finanzieller Erfolg zu werden, der Eintritt beträgt 35 Mark. Anlässe für die Party werden gleich zwei genannt: Der hiesige Karneval und die bereits achtzehnjährige (!) Schanklizenz für das lesbische Etablissent »Pour Elle«, das als Mitveranstalter auftritt. Ihm gelang es, mit einer genügend hohen Gage selbst den hauseigenen und als standfesten bekannten Diskjockey Peter Biber für die gute Stimmung auf dem Tanzparkett zu gewinnen.

Doch wenn es mal bloß beim Tanzen bliebe: Über Sternzeichen will man die Eindringlinge miteinander verkuppeln und ihre schönsten Kostüme prämieren - womöglich mit unseren alten Eintrittsgeldern! Eine Tombola wiederum winkt mit einer Reise nach London, die aber sollte man allen Besuchern nahelegen: Das Strafmaß für einen schwulen Kuß in der Öffentlichkeit wurde im ordentlichen Großbritannien gerade verschärft. In Berlin blieb es den Homophilen dagegen erlaubt, sogar die unbescholtene Marianne Rosenberg zu einem Auftritt auf der Homo-Party zu überreden. Allzugern neigen sie zwar dazu, ihre Texte für ihresgleichen zu interpretieren, liegen aber weit daneben: »Ich bin wie Du« heißt noch lange nicht, daß Marianne Rosenberg so ist, wie Lesben und Schwule es sich wünschen. Gott sei dank: Erst im Januar bekannte sie sich in einer Talkshow einmütig zur Heterosexualität.

Heterosexuelle bleiben dennoch die Verlierer des Abends, die Terminwahl der Homo- Party schließlich ist die gemeinste Provokation: Während der gesamte Mainzer und Kölner Karneval wegen des Golfkriegs abgeblasen und damit Millionen Menschen die Freude gründlich verdorben wurde, feiern Lesben und Schwule im Café Keese soviel Fasching wie sie wollen. Für die Bevölkerungsmehrheit aber soll es Bombenstimmung weiterhin nur in der Tagesschau geben - Kann man soviel Ungerechtigkeit noch länger schweigen? Pfui deibel, ihr Homos, helau! Micha Schulze

Ball Paradox - Party der Gleichgesinnten im Café Keese ab 18 Uhr