Kunstlicht: Rosafarbener Stucco antico mit Schmirgellapsus

■ Helmut Hungerberg und Wil Sensen bei Khoury/Joachim Kettel in der Bismarck-Galerie/Helmut Dirnaichner und Antonio Scaccabarozzi bei Rabus

Das muß jetzt mal erklärt werden: Die Portal-Gallery, Schwachhauser Heerstr.3, ist in den Dobben 105 umgezogen, hingegen ist die Galerie Khoury aus der Lothringer Straße in die Schwachhauser Heerstraße gezogen, weil die alte Frau Khoury nicht mehr unter uns ist. Dies erklärt, warum die Bilder von Helmut Hungerberg und Wil Sensen bei Khoury jetzt an rosafarbenen stucco antico-Wänden hängen, die für das naive Programm der Portal Gallery gedacht und sauteuer waren und sich erst amortisieren müssen, bevor sie weiß getüncht werden. Klar?

Sensen und Hungerberg sind beide Jahrgang '35 und Professoren an der Bergischen Uni Wuppertal (Design / Grafik). Wil Sensens Arbeiten fallen dadurch auf, daß sie reliefartige Eindrücke in den Radierungen aufweisen, eigentlich Artefakte: Die Druckplatte wurde so lange geätzt, bis stellenweise nichts mehr übrig blieb. Eingearbeitet wurden als objets trouvés Heftausrisse und Partituren. — „Farblandschaften“ könnte man die Arbeiten von Helmut Hungenberg nennen; er kommt vom Informel, hat sich aber mit der Zeit formale „Stützen“ besorgt wie die groben geometrischen Raster, innerhalb derer er seine Farbversuche anstellt. (bis 24. März)

Rad, Turm, Tor, Spirale, Gebirgszug: das Repertoire der Bilder von Joachim Kettel. Er wirft immerfort einen finsteren Blick auf die Natur und das, was Menschenhand hineingestellt hat. Dabei wirken seine kleinen Aquarelle reichlich bizarr, und ein tiefer Blick verrät den Neoneoromantiker. Bedeckte Farben und immer wieder implodierende Kreisformen (Wirbel?-Winde?) sind die Regel, akzeptable Resultate die Ausnahme. (Galerie Bismarck, Bismarckstr.12, bis 28.Feb.)

Respektlos würde man von „buntem Schmirgelpapier“ reden. So sind wir nicht! Helmut Dirnaichner beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Materialität von Farbe, mit alten Methode, Farbe herzustellen. In abgelegenen Indianerdörfern Mexikos entdeckte er seine Methode: Steine oder Erden werden gerieben und mit einem Stein in eine feuchte Zellulosemasse geschlagen, bis eine innige Verbindung entsteht, ein farbiger, körniger Papierkörper. Heute arbeitet er vorwiegend mit Halbedelsteinen, die wundervolle Namen tragen: blaugrüner Verdit, blauer Lapislazuli, Hämatit, Jaspis, Malachit. Eine ausgebreitete Bodenarbeit reflektiert lauter geheimnisvolles Licht. Etwaige Steinbedeutungen sollten bei der Rezeption mitbedacht werden, sonst passiert der besagte Schmirgel- Lapsus. — Eine Freude ist Scaccabarozzi! Ein Lachenspender in Katrin Rabus' Hallen! Antonio Scaccabarozzi, Ateliernachbar Dirnaichners nahe Mailand, hat ausgeklügeltste Konzepte voller Wiegen und Wägen, und man muß sie nicht kennen! Große transparente Palstikfolien hinterrücks blau bemalt, mit Farbe gesättigt, nah am Design und drüber lachend. Und dann die essenziale erst, ins Nichts gemalte pure Farbe, ein pastoses Etwas ohne Malgrund. Wie in der Luft erstarrte Pinselstriche. Heiter! Scaccabarozzi (schon der Name!) ist eine Entdeckung. (Plantage 13, bis zum 2.März) Bus