Informationen zum Golf-Krieg ungenutzt

■ Türkischer Journalist aus Bremen nennt Nachrichtenquellen umliegender Länder

Seit der Krieg am Golf begonnen hat, laufen tagtäglich zensierte Bilder über unsere Fernsehschirme. Und: Filme, Fotos und Nachrichten vom „sauberen Krieg“ hinterlassen ihre Spuren in den Köpfen der ZuschauerInnen. Möglichkeiten, unterschiedliche Informationen über Auswirkungen, Opfer und Verlauf des Krieges, zumindest gegenüber zu stellen, werden nicht genutzt.

„Die Begründung, wegen der Pressezensur im Kriegsgebiet, könne man keine bessere Berichterstattung machen, ist lächerlich“, sagte gestern der türkische Journalist Ilker Maga auf einer Veranstaltung des „Netzwerkes alternative Publizistik“ im Konsul-Hackfeld-Haus. Maga ist Mitarbeiter verschiedener türkischer Zeitungen (u.a. Cumhuriyet) und kennt sich in der iranischen, türkischen und irakischen Presselandschaft bestens aus. „Die Journalisten scheinen absichtlich die meisten Informationsquellen zu ignorieren.“

Beispiel Irak: Dort kann man in den Radiosendungen „Mutter der Kriege“ und „Radio Bagdad“, täglich Berichte von der Front, Angaben über Tote und Verletzte hören. „Diese Berichte werden sie von westlichen Journalisten nur ganz wenig genutzt“, ist die Erfahrung von Ilker Maga. Gleiches gelte für die Sendung „Stimme des Volkes“, der irakischen Opposition, die ebenfalls morgens und abends in arabischer Sprache von Syrien aus über die Situation der Zivilbevölkerung berichte.

Ähnlich ist die Lage im Iran. Hier gibt es neben gleichgeschalteten staatlichen Radio- und Fernsehanstalten, etliche illegale Sender der demokratischen Opposition, wie „Kumala“ oder der Sender der KP-Irans. Sie abzuhören sei, so Maga, zwar nicht einfach, aber möglich. „Große Nachrichtenagenturen wie BBC oder Reuter bleiben durch ihre einseitige Ausrichtung auf offizielle Verlautbarungen immer mehr hinter den Ereignissen zurück,“ resümiert Ilker Maga.

Birgit Ziegenhagen