Bremer Börse blockiert

■ Schweineblut und Transparente an der Fassade und Polizei mit „Räumstöcken“

Etwa 200 Bremer KriegsgegnerInnen blockierten gestern morgen ab halb neun Uhr die Bremer Wertpapierbörse an der Oberstraße. Auf ihren Transparenten stand „Widerstand dem Krieg Nord gegen Süd — USA und Nato raus aus der Golfregion“ und „Wenn die Bomben fallen, explodieren die Aktien“. Gleichzeitig wurde auch in Bremervörde gegen die Verlegung einer Bundeswehr-Einheit in die Türkei blockiert (vgl. S.22).

Enttäuscht entdeckten um neun Uhr die ersten Börsen-Beschäftigten, daß ihnen der Zugang zu den gewinnträchtigen Hallen versagt wurde. Die DemonstrantInnen hatten sämtliche vier Eingänge dicht gemacht. Den rechten Seiteneingang versperrte ein umgestürzter Müllcontainer und der Haupteingang war mit dem flüssigen Inhalt zweier großer Eimer besudelt: das Schweineblut geronn langsam auf den Stufen zum Portal.

Um viertel nach neun wurde die Polizei nervös und „zog Kräfte zusammen“. Ein Dutzend Zivilbeamte des Bremer Sondereinsatzkommandos schwangen ihre im Polizeijargon „Räum- und Abdrängstock“ genannten Knüppel und räumten eine Gasse zum linken Seiteneingang frei. Daraufhin konnten die BörsianerInnen wieder zur Arbeit. Gegen 10 Uhr endete die Aktion.

In ihrem Flugblatt schrieben die DemonstrantInnen, daß es beim Golfkrieg nicht um die Befreiung Kuwaits, sondern um die wirtschaftlichen und politischen Interessen der USA und der multinationalen Konzerne gehe. Die Börse sei das Herz der westlichen Industriegesellschaften. „Dort werden die finanziellen Gewinne sichtbar.“

Seit Mitte Januar hätten beispielsweise die amerikanischen Hersteller der „cruisse missles“ und des Kampfflugzeuges F-111 einen Anstieg ihrer Börsenkurse um 37 Prozent verbucht. Bei McDonnell Douglas, dem Hersteller von Kriegsflugzeugen und Hubschraubern waren es 25 Prozent und bei Lockeed (Stealth- Bomber) über zehn Prozent.

„Das ist ihre Moral, wenn die Bomben fallen, ganze Städte ausgelöscht, die Menschen zu Tausenden getötet werden, ja dann verdienen die Spekulanten“, heißt es im Flugblatt. och

Auch am 14., 21. und 28. Februar, sollen jeweils morgens um halb neun Uhr weitere Blockaden der Börse stattfinden.