Andere Sicht

■ Bemerkungen zu einer Demonstration

Als Mutter von 3 Kindern bin ich besorgt und entsetzt über den Krieg am Golf. Zu Besuch in Bremen ging ich deshalb kurzentschlossen zur Demonstration am Ziegenmarkt. Was ich dann erlebe, entspricht aber überhaupt nicht Ihrem Bericht in der taz von heute. Es war wirklich sehr schade ,daß die Kundgebung so früh abgebrochen wurde.Ich habe die Beiträge über Kurdistan und Palästina mit Spannung erwartet. Die Presse berichtet ja nichts mehr darüber. Als Christ war ich erzürnt über den Bericht von Frau Dumendiak zu Beginn: Gerade wir Christen müssen doch auch mal den Mut haben zu sagen, daß die Regierung der USA mit ihren Truppen aufmarschiert ist und jede andere Lösung verhindert hat. Besser war da schon der Beitrag über die Situation in den USA, über den Sie gar nicht berichteten. Anschließend gingen viele Menschen zum Bahnhof. Ein Polizeibeamter sagte mir, es wären 4000 Menschen. Am Tag vorher hatte Bürgermeister Wedemeier noch von seiner Betroffenheit über den Krigsausbruch gesprochen und einen Tag später ließ er Polizeibeamte aufmarschieren, um eine friedliche Besetzung zu verhindern. Für mich war das sehr empörend. Sehr diszipliniert gingen die Menschen dann weiter, von Schlägereien keine Spur. Ich persöhnlich lehne Gewalt ab. Und das einzigste, was ich auf dem Umzug bemerkt habe,war, als ein paar junge Frauen die Scheibe eines „Sex-Shops“ einwarfen. Ich muß Ihnen sagen: Heimlich habe ich mich gefreut. Denn Sie sagten doch selbst: Sollen die Männer in Kriegszeiten weiterhin ungestört ihrem abscheulichem Vergnügen nachgehen? Hochachtungsvoll Hidegard Stöver