Sicht der Wahrheit

■ Einlassungen zur Pressezensur

Ich habe dieses Geheule um die Zensur satt. Da ist jeder Hinweis darauf, daß man jetzt nicht sagen darf, was Sache ist, der nicht ausgesprochene Verweis darauf,das sonst immer die Wahrheit über den Ähter oder aufs Papier kommt. Sind die Nachrichten, die sonst erreichen, so völlig unverfälscht? Ich denke, daß jede/r JournalistIn in großer Verantwortung versucht, die Wirklichkeit so darzustellen, wie es für sie oder für ihn angemessen erscheint. Aber jeder weiß auch, daß unmöglich alles umfassend und dazu auch noch warhaftig dargestellt werden kann. Jetzt werden die Journalisten sauer, weil sie plötzlich dieses Privileg der Informationsauswahl an jemanden anderen abgeben müssen. Was mich an dieser Militärzensur wütend macht, ist die Tatsache, daß es eher einen Berufsverbot gleich kommt. So, als ob man dem Bäcker kein Mehl mehr liefern würde, um Brot zu backen. So stehen die Journalisten plötzlich ebenso blöd da, wie im Normalfall unsereiner, wenn wir einen Artikel in der Zeitung lesen und dann meinen so sei es,oder schlimmer: genauer wissen, so ist es nicht, aber keine Vernünftigen Informationen zusätzlich bekommen können. Und sagt bitte nur nicht, daß die Pressevielfalt dies ja kompensieren würde. Für meinen Kopp nützt diese Vielfalt nämlich ziemlich wenig, man muß nur mal morgens an einen Zeitungskiosk gehen. Ich habe schon zwei Zeitungen,die ich kaum im lesen zu stande bin. Also bekomme ich von Euch, liebe Journalisten und Journalistinnen, eh nur das, was von Euch für gut und richtig befunden wird, morgens auf den Tisch serviert. Das ist die täglich von euch veranstalte Zensur. Ich will nicht weiterschimpfen,ihr Journalistinen und Journalisten macht eure Arbeit in der Regel ja Recht gut. Wenn ihr nur auch immer die Grenzen eurer Möglichkeiten dem Informationshungrigen mitteilen würdet! Nehmt das als Bitte für Eure weitere Arbeit-und eben auch im „Normalfall.“ Ihr Journalisten habt den Beruf, uns mit möglichst brauchbaren Informationen zu versehen, so daß wir unsere Position in diesem Wirrwar von Menschlichem Gewusel finden können. Und besonders jetzt! Wenn die Militärs schon das Bomben haben, sollen sie nicht auch noch das Sagen haben! Mit herzlichen Grüßen Tilman Rothermel