„Sondermülldeponie in der Gleimstraße“

■ Eltern protestierten mit Spielplatz-Schließung

Mit einer demonstrativen Schließung des Kinderspielplatztes Gleimstraße machten gestern über 30 Eltern darauf aufmerksam, daß ihre Kinder im Dreck spielen. Auf dem Platz landen ständig Spritzbestecke, Kondome und Müll aller Art. Eine zorniger Vater: „Fast mehr als von Kindern wird der Spielplatz von Drogenabhängigen, Prostituierten und Hunden für ihre Geschäfte genutzt.“

Zwar kontrollieren die Erzieherinnen den Spielplatz, trotzdem kommen sie schon lange nicht mehr gegen das Müllproblem an. Ende Januar verletzte sich ein Kind an einer im Sand vergrabenen Spritze. Das brachte das Faß zum überlaufen. Die Eltern der Kita-Kinder und die Spielplatzinitiative machten den Spielplatz gestern dicht. Sie fordern nach einem Sandaustausch eine tägliche gründliche Reinigung des Platzes und die Beseitigung von Kletterhilfen rund um das Gelände.

Diese Forderungen finden auch bei den MitarbeiterInnen der Kita Unterstützung. Unterschiedliche Meinungen gibt es allerdings zu der Forderung, den Zaun und die Umgrenzungsmauer zu erhöhen. In jedem Fall fordern die Eltern, bei der künftigen Spielplatzgestaltung ein Wörtchen mitreden zu können. Immerhin konnten sie schon erreichen, daß sich Vertreter von Jugendamt, dem Amt für soziale Dienste, Gesundheitsamt und Gartenbauamt zu insgesamt drei Begehungen einfanden.

Viel mehr als lange Spaziergänge kam bisher jedoch nicht dabei heraus. Nicht eimal die tägliche Reinigung ist bisher in die Praxis umgesetzt worden. In der letzten Woche übernahmen deshalb die Eltern selbst das Spritzensammeln. Nach der Zahl ihrer Funde haben sie jetzt den Spielplatz als „Sondermülldeponie Gleimstraße“ deklariert. Allein als Ergebnis der letzten Nacht fanden sich sechs Spritzbestecke, teilweise im Sand vergraben.

„Uns geht es nicht darum, gegen Drogenabhängige oder Prostituierte zu wettern, wir beziehen nur eindeutig Stellung für unsere Kinder“, erklärte die Mutter eines der Kita-Kinder. Und eine weiter: „Die Stadt ist immer von einer extrem großen Toleranz der Viertelbewohner ausgegangen und hat sich um nichts gekümmert. Jetzt stehen wir auf!“ Zustimmendes Kopfnicken bei den anderen Eltern. „Wenn bis Ende Februar noch nichts passiert ist, werden wir die Kindertagesheimgebühren nicht mehr bezahlen“, haben die Eltern beschlossen. Heute ist der Spielplatz wieder geöffnet, aber weitere Aktionen sollen folgen. Volker Kölling