Männer und Frieden

■ Gegen die einfache männliche Interpretation einer Frauenkonferenz

Es gibt gute Gründe, deprimiert über die Resolutionen zu sein, die am letzten Wochenende auf der internationalen Frauenkonferenz in Genf verabschiedet wurden. Daß weder ein Rückzug des Iraks aus Kuwait noch die existentiellen israelischen und kurdischen Probleme im Golfkrieg erwähnt wurden, ist eine politische Katastrophe. Aber die unproduktive Häme über die „Blamage“ einer „ganz anderen Frauenpolitik“ kann mann sich sparen, sie ist unproduktiv und unzulässig verallgemeinernd.

Die Genfer Frauenkonferenz ist keineswegs deshalb zum Debakel geworden, weil die arabischen Frauen nun alle mit ihren Männern mitgezogen hätten. Das stimmt so nicht: Keine hat auch nur mit einem Wort den Krieg für legitim erklärt, und Kritik an der Invasion in Kuwait fiel auch auf arabischer Seite. Das grundlegende Problem war jedoch die Einladungspolitik der „Internationalen Frauenliga“. Wenn diese anstelle der Irakerinnen vom „Arabischen Komitee“ in Genf, die fast schon als Apologetinnen Saddam Husseins auftraten, irakische Oppositionelle hergebeten hätte, wäre der Schulterschluß zwischen ägyptischen oder tunesischen Demokratinnen und den Irakerinnen nicht so einfach gewesen.

Mann kann sich jetzt lustig machen über gescheiterte weibliche Ansprüche. Man kann aus der Konferenz aber auch die umgekehrte Schlußfolgerung ziehen: daß der Krieg unter vielem anderen auch deshalb eine durch politische Blindheit ausgelöste Katastrophe ist, weil die dadurch ausgelösten Spannungen in der ganzen Region und in der ganzen Welt selbst unter weiblichen Mittlerinnen schier unauflösbar werden.

Es mag durchaus sein, daß der vorgeschlagene Frauen-Friedensmarsch von Jordanien nach Bagdad in dieser Form naiv ist. Wenn aber nicht in Jordanien, wo dann, was dann? Hier eine Demonstration, dort eine Unterschrift oder ein Boykott der Waren von Rüstungsfirmen, das ist alles gut, das ist alles schlecht, denn es reicht längst nicht mehr gegen den Wahnsinn des Krieges. Das wäre eine produktive Diskussion im internationalen Netzwerk der Frauen, das gegen diesen Krieg entstanden ist. Ute Scheub