Judentum im Osten soll wieder aufleben

■ Galinski und Biedenkopf vereinbarten Projekte

Dresden. „Ein sehr inhaltsreiches Gespräch“ mit dem sächischen Ministerpräsidenten hatte der Vorsitzende des Direktoriums des Zentralsrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, zum Auftakt seiner Begegnungen mit den Ministerpräsidenten der neuen Bundesländer geführt. Wie Galinski erklärte, habe Biedenkopf seine volle Unterstützung für den Abschluß eines Staatsvertrages zwischen Sachsen und dem Landesverband der jüdischen Gemeinde Sachsen/Thüringen zugesagt. Darin erklärte sich das Bundesland für seine jüdischen Gemeinden verantwortlich. Zwischen Berlin, wo 8.000 Juden leben, und anderen Ländern der alten BRD bestehen bereits solche Verträge mit den Verbänden der jüdischen Gemeinden. Zugestimmt habe der sächsische Ministerpräsident auch der Auffassung Galinskis, daß die bisher aus der Sowjetunion nach Sachsen eingewanderten 400 Juden schnell in das Leben der jüdischen Gemeinden in Chemnitz, Leipzig und Dresden aufgenommen werden sollen. Die Stadt Dresden hat für jüdische Einwanderer bereits 70 Wohnungen versprochen. Noch sind die sowjetischen Juden in Kleinstädten wie Kamenz oder Auerbach in Heimen untergebracht. Der Zentralrat der Juden hoffe auf eine Belebung des jüdischen Lebens im Osten, wenn es gelingt, den Zuwanderern Wohnungen und Arbeit zu vermitteln. Dem dienen auch eine Reihe Projekte, die in Dresden zwischen Galinski und Kultusministerin Rehm vereinbart wurden. Der Aufbau einer jüdischen Volkshochschule und die Einrichtung eines Lehrstuhls Judaistik an einer sächsischen Universität sollen das Judentum und auch das Verständnis in der Bevölkeung fördern helfen. Die „Kontingentierung und Quotierung“ der Zuwanderung sowjetischer Juden sei „vom Tisch“, erklärte Galinski auf Anfrage. Im Gespräch mit Biedenkopf hätten diese Fragen „keine Rolle gespielt“. Zwar stehe eine eindeutige Entscheidung in Bonn noch aus, „doch wir sind auf einem guten Weg“. Galinski erwartet von Deutschland „politische und moralische Hilfe“ für Israel, fordert jedoch bloß, die deutschen Rüstungsfirmen „zur Rechenschaft zu ziehen“. dek