An der Kulturfront: Recke und Fasan

■ Gesagtes und Gesehenes aus CDU-„Kultur und Recht“ / Ein kultureller Bericht

Es stand der Saal in klirrender Kälte, doch die acht Recken am Podiumstisch im Fotoforum in der Böttcherstraße, sie schnatterten nicht, sich wichen nicht, ein jeder sprach seinen 3-Minuten- Beitrag, wie zugesagt zum Ruhme der Partei, der CDU. Das um Staatszuschuß kämpfende Fotoforum hatte die Recken um eine Erfahrung reicher gemacht: Kalt wird es, wenn man den parlamentarischen Schutzraum zugunsten der Hütte der notleidenden Künste verläßt.

Unter den Recken: fünf Professoren, von denen einer, Hermann Degwitz, „als ganz einfacher Künstler unter all den Theoretikern“ erschienen war; ein Ministerialdirektor, wenn auch im einstweiligen Ruhestand; zwei sprittistische Redfaces; zwei titellose Theoretiker aus dem armen Bremen, die dafür aber Ex- Sprecher für Kultur und Medienpolitik der CDU/CSU Bundesfraktion (Bernd Neumann) bzw. Diskussionsleiter und Bürgerschaftsabgeordneter (Ralf H. Borttscheller) waren. Unter den Krawatten: 2 x quergestreift, 1 x geometrische Motive der Lampenschirmavantgarde der 50er Jahre, 1 x gedecktes Blumenmuster mit Einstecktüchlein, 1 x hoheitliches Flugtiermotiv, vermutlich Adler, komplett mit marinegoldnen Ärmelknöpfen (Borttscheller), 1 x Cashmereschal gedeckt, 1x kleine Elefanaten auf Weinrot, dazu sehr langbeinige Hosen in Grau, darunter schwarze Socken, faltenlos, mit aufgestickten kleinen Fasanen als spannungsreiche Komplettierung des elefantierten Bruststreifens. Nachhaltige Faszination der Reporterin.

Der Inhalt der fasanösen Strümpfe, Bürgerschaftsabgeordneter Bernd Schulte, Berichterstatter des AK „Kunstförderung — öffentliche Aufgabe oder Mäzenatentum“, kam unter dynamischem Federn vom Fußballen aus zum Ergebnis: „Die Probleme kommen auf uns zu.“

In gewisser Weise ähnlich das Ergebnis des Arbeitskreises mit dem ewig gültigen Thema „Freiheit der Kunst — Schranken der Kunst“. Berichterstatter Klaus Lattmann, Hamburger Bürgerschaftsabgeordneter: „Die Probleme kommen auf uns zu.“

Einmut: Die Probleme kommen auf uns zu!

Kongenial der Bericht von Georg Poetzsch-Hefter, Staatssekretär a.D., zu dem „etwas komplexen Feld“ des AK Nofretete in Berlin oder am Nil?. Er referierte die Thesen des sanfthäutigen Direktors des Antikenmuseums zu Berlin, Heilmeyer. Der, Podiumsteilehmer, hätte sie sonst noch einmal vom Blatt lesen müssen.: Die Forderung nach Rückführung der Kunstobjekte an den Ursprungsort — so inzwischen nicht einmal mehr von Griechenland erhoben, dessen Kultusministerin Melina Mercouri sie einst erfand — sei „museumsfeindlich.“ Kriterium könne nur sein, welches Museum ein Objekt bestmöglichst erhalten und präsentieren könne.

Folgte die Podiumsdiskussion zum Thema „Kunstzensur durch Kunstförderung?“ Die Recken verteilten ihren Einmut, daß das Problem bestehe, auf drei-Minuten-Statements. Nach zwei Stunden entließ Herr Bortscheller das stumm auf den Plätzen erstarrte Publikum dankbar: Ohne es wäre die Veranstaltung kein Erfolg gewesen. Uta Stolle