Alte und neue Ungeheuer

In einem Morast im US-Bundesstaat New York haben Bauarbeiter das zehn- bis zwölftausend Jahre alte Skelett eines Mastadons, eines Vorfahren des Elefanten, gefunden. Ein paar der Arbeiter waren von dem seltenen Fund so entzückt, daß sie gleich die schönsten Knochen einpackten und als Erinnerung mit nach Hause nahmen. Die Sache flog jedoch auf. Amerikanische Wissenschaftler bekamen Wind von dem toten Tier und machten sich gleich auf die Socken. Inzwischen haben sie das Skelett fast komplett bergen können, und die Souvenirsammler mußten die geklauten Gebeine wieder rausrücken. Die Experten sind begeistert, das Knochengerüst ist eines der vollständigsten, das jemals gefunden wurde. Sie erhoffen sich davon Aufschluß darüber, warum die großen Tiere nach Ende der Eiszeit ausgestorben sind. Einzelne Knochen der Urelefanten sind auch bisher schon gefunden worden, ein vollständiges Skelett jedoch sei äußerst selten, schwärmt der New Yorker Anthropologe Bob Anemone. „Es hat noch so dagelegen wie zu der Zeit, in der das Tier gestorben ist“, berichtete er voller Ehrfurcht. Untersuchungen ergaben, daß es sich um das Skelett eines männlichen, fünf bis sechs Tonnen schweren Mastadons handelt. Es hatte eine Größe von etwa 2,70 Metern und war damit etwa so groß wie ein indischer Elefant.

Die Japaner werden wahrscheinlich nur müde lächeln über den Rummel um die halbvermoderten Knochen der Amis. In Nippon haben sie es zur Zeit nämlich mit einem echten Ungeheuer zu tun. Ganz Japan blickt gerade statt auf den Persischen Golf auf den Ikeda-See, wo sich zwar kein Ölteppich, dafür aber ein weitaus interessanteres Ungeheuer breitmacht. „Issie“ heißt das Tierchen und soll eine Artverwandte von Nessie sein, dem Monster von Loch Ness. Der Fernsehsender NTV zeigte letzte Woche ein Amateurvideo von dem Seedrachen, der nach den Beteuerungen seines Entdeckers Hideaki Tomiyasu mehr als 10 Meter lang sein soll. Zwar sind auf dem Video nur dunkle Flecken zu sehen, aber mit ein bißchen Phantasie könnten sie durchaus als Rücken eines etwas verwachsenen Sauriers durchgehen. Außerdem soll Issie schon einmal vor 13 Jahren von einem Touristen ausgemacht worden sein.

Für Tomiyasu war die unheimliche Begegnung am Lac Ikeda in der westliche Präfektur Kagoshima auf jeden Fall ein „mystisches Erlebnis“, wie er beteuert. „Es war so, als ob der Gott des Sees langsam durch sein Revier zog.“ Wow! Karl Wegmann