Letztes Halbjahr der Einheitsschulen

■ Magdeburg: Schule wird „total umgekrempelt“/ Drei religiös gebundene, zwei Gesamtschulen

Magdeburg. Wenn in zwei Wochen die Schüler Sachsen-Anhalts nach den Winterferien an ihre Schulen im Land zurückkehren, beginnt dort das engültig letzte Halbjahr der Einheitsschule. Dem Willen der Landesregierung zufolge werden die Mädchen und Jungen ab September an Grund- und Sekundarschulen oder Gymnasien lernen. Die Regierung Gies hatte das gegliederte Schulsystem von Anbeginn an favorisiert, entsprechend liefen in der Landeshauptstadt die Vorbereitungen genau in diese Richtung.

Von einer „totalen Umkrempeluung der Schullandschaft“ sprach Magdeburgs Stadtrat für Bildung und Sport, Uwe Bröker. In seinem Verantwortungsbereich sei in der lezten Zeit in mühevoller Kleinarbeit nach dem Schüleraufkommen in den einzelnen Einzugsgebieten und der Einwohnerzahl, zugleich die Belegung der Kindergärten und den „Pillenknick“ berücksichtigend, ein Konzept über die Verteilung von Grund- und Sekundarschulen sowie Gymnasien über die gesamte Stadt erarbeitet worden. Nach dem Prinzip „kurze Beine — kurze Wege“ werden die Grundschulen für Schüler der Klassen 1 bis 4 flächendeckend verteilt. Bis auf geringfügige Ausnahmen an den Stadträndern soll es kein 6- bis 10jähriger weiter als 2 Kilometer bis zur Schule haben. Insgesamt wird es in Magdeburg 56 Grundschulen geben, 41 Schulhäuser werden Sekundarschulen beherbergen. Dabei werden in den meisten Fällen Grund- und Sekundarschule zusammen in einem Gebäude untergebracht. Das trifft zum Beispiel auf die Nerudaschule am Neustädter See, die Kollwitzschule im Stadtzentrum oder die Beckerschule in Stadtfeld zu. Einige bisherige Oberschulen werden künftig nur noch als Grundschulen geführt, im Magdeburger Stadtgebiet wird es elf Gymnasien geben. Der Stadtrat rechnet mit einem regelrechten „Run“ aufs Abitur; rund 40 % aller Schüler werden voraussichtlich für ein Gymnasium angemeldet. Diesbezüglich gebe es „Nachholbedarf“, konnten doch bisher höchstens 12 % der Schüler eines Jahrgangs das Abitur ablegen. In Magdeburg wird es als Schulen in freier Trägerschaft das Nobertinum in der Nachtweide, das ökumenische Gymnasium in der bisherigen Brechtschule und die schon bestehende Waldorfschule geben. Vom Land unterhalten werden das Sportgymnasium und die Spezialschule für Naturwissenschaften. Der Sozialdemokrat Bröker will neben dem Schulkonzept der christlich-liberalen Regierungskoalition des Landes in Magdeburg als Modell die von seiner Partei befürwortete Gesamtschule an möglichst 2 Standorten verwirklichen. Die Zustimmung des Ministeriums vorausgesetzt, sind dafür in Neue Neustadt die Müntzer- Dubinin-Schule und in Stadtfeld die Löscher-Daub-Schule vorgesehen. Einsetzen wolle sich Bröker ferner für die Erhaltung der Schulhorte, auch für ein warmes Mittagessen. Mit dem Preis von 1,50 Mark sei Magdeburg in den fünf neuen Länder der Billiganbieter. Für Lehrer von Gymnasien, eventuell auch für Sekundarschulen, erfolgt bald eine Stellenausschreibung. Bei den 5.000 Lehrern, deren Lohnforderungen das Bildungsdezernat unterstütze, entscheiden vor allem Qualifikation und Weiterbildungswille über deren künftigen Einsatz, meinte Bröker, der zur endgültigen Lehrerzahl im September 91 keine Prognosen wagte. Gudrun Oelze/adn