US-Firmen lieferten Irak Militärmaterial

Waren für 1,5 Milliarden Dollar verschickt  ■ Aus Washington A. Zumach

Die USA haben ihrem heutigen Erzfeind Saddam Hussein in den Jahren 1985-1990 militärisch nutzbare Güter im Wert von mindestens 1,5 Milliarden US-Dollar geliefert. Die Lieferungen gingen ganz offiziell an Regierungsstellen in Bagdad bzw. vom irakischen Staat betriebene Einrichtungen. Das geht aus einer Liste des US-Wirtschaftsministeriums hervor. Die Liste liegt auch der Kongreßführung vor. Eine öffentliche Diskussion über diese Lieferungen findet bislang in den USA nicht statt. Über diese Lieferungen hinaus erhielt der Irak über Jahre mit ausdrücklicher Billigung des US-Außenministeriums modernste Artilleriewaffen, die nach dem Design des im März letzten Jahres in Brüssel ermordeten Waffenhändlers und -designers Gerald V. Bull produziert wurden. Sie machen einen Großteil der heutigen irakischen Armeebestände aus.

In der in ihrem Vorwort als „unvollständig“ bezeichneten Liste des US-Wirtschaftsministeriums werden u.a. Lieferungen von Sprengstoffen, Ersatzteile für Kampfflugzeuge, chemische Substanzen, Lasergeräte, Materialien für Atomkraftwerke und Computer aufgeführt. Als offizielle Empfänger der Lieferungen sind das Verteidigungsministerium in Bagdad, die staatliche irakische Atomenergiebehörde oder die Anlage SAAD 16 aufgeführt. SAAD 16, eine riesige, zum Teil unterirdische Anlage im Norden Iraks, ist nach übereinstimmenden, seit Jahren vorliegenden Informationen ehemals dort Beschäftigter, westlicher Geheimdienste sowie irakischer Oppositioneller das Raketenentwicklungszentrum des Landes. Laut Liste waren an den Lieferungen in den Jahren 1985-1990 mindestens 750 US-Firmen beteiligt. Sie alle hatten offiziell die Erlaubnis zum Export sensitiver Güter in den Irak bei der Regierung beantragt und auch erhalten.

Regierung und Kongreßführung haben diese Liste bislang nicht veröffentlicht. Von den US-Medien ist sie bislang nicht erwähnt worden. Die 'Washington Post‘ berichtete am Montag allerdings über die Aktivitäten von Gerald V. Bull. Auf den Entwürfen Bulls sollen auch die modernsten Artilleriegeschütze und -granaten beruhen, die auf verschiedenen Umwegen an den Irak geliefert wurden. Das „State Department“, so die 'Washington Post‘, habe diese Lieferungen ausdrücklich gebilligt, während es zugleich Bulls Lieferungen an Iraks damaligen Kriegsgegner Iran unterband.