Ein Teilsieg für Mauerkünstler

■ Die Firma Lelé Berlin Wall wurde vom Landgericht dazu verurteilt, Auskunft über den Erlös einer Versteigerung von bemalten Mauersegmenten zu geben/ Künstler wollen beteiligt werden

Berlin. Die beiden Berliner Mauerkünstler Thierry Noir und Kiddy Citny errangen vor dem Berliner Landgericht gestern einen kleinen Sieg: Die Westfirma Lelé Berlin Wall wurde vom Gericht dazu verurteilt, den beiden Künstlern Auskunft darüber zu geben, wieviel Geld Lelé bei der Versteigerung bemalter Mauersegemente im vergangenen Sommer in Monte Carlo eingenommen hat. Wenn das geklärt ist, wollen Noir und Citny die Lelé Berlin Wall auf Herausgabe eines Teils der Einnahmen verklagen. Doch selbst, wenn die beiden Künstler auch diesen Teil des Prozesses gewinnen sollten, bedeutet das noch lange nicht, daß sie dann auch Geld sehen. Der Grund: Lelé wird vermutlich gegen jeden Urteilsschritt Rechtsmittel einlegen und die Verfahren bis zum Bundesgerichtshof hochtreiben. Das heißt, daß das Verfahren frühestens in fünf Jahren entschieden sein wird.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte die Firma Lelé in Monte Carlo rund 80 bemalte Mauersegmente für einen Stückpreis von bis zu 40.000 Mark an die Reichen der Welt versteigert. 43 Mauersegemente waren früher von Noir und Citny mit großen Gesichtern und bunten Farben und Formen verschönert worden. Die beiden Künstler sind nun der Meinung, daß ihnen ein Teil der Einnahmen zusteht, weil die Mauerteile ohne die Bemalung wesentlich weniger Geld eingebracht hätten. Außerdem zweifeln sie an, daß Lelé tatsächlich alle Einnahmen, wie behauptet, für humanitäre Zwecke abgeführt hat.

Aber auch die zwei Millionen Mark, die von den Firmen Lelé und Limex aus dem Verkauf der Mauer auf ein altes DDR-Regierungskonto eingezahlt wurden, schimmeln seither vor sich hin. Das für die Vergabe der Gelder eingerichtete Kuratorium unter dem Vorsitz des Ostberliner Oberkirchenrats Ziegeler kommt an das Konto nicht ran. Zunächst hieß es, das Konto müsse vom Bundesfinanzministerium freigegeben werden, dann hieß es, das Bundesverteidigungsminsterium sei zuständig, nun soll es wieder das Finanzminsterium sein. Der verärgerte Oberkirchenrat hat Theo Waigel vergangene Woche erneut einen Brief geschrieben, darauf aber noch keine Antwort erhalten. plu

In der Elefanten Press Galerie in der Oranienstraße 25 ist noch bis zum 28. Februar eine Siebdruck- Ausstellung mit Mauergesichtern von Noir und Citny zu besichtigen.