Laurien von SFB-Chef bitter enttäuscht

■ Abgeordnetenhauspräsidentin Laurien (CDU) hat sich beim SFB-Chef Lojewski (CSU-nah) über mangelnde politische Unterstützung durch den SFB beklagt

Berlin. Die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien (CDU), hat sich in einem Brief an den Intendanten Günter von Lojewski (CSU-nah) darüber beschwert, daß dieser zuwenig für die Konservativen in der Stadt tue. Laurien, die ranghöchste und von Amts wegen überparteiliche Berlinerin, zweifelt an Lojewskis Eignung für eine »CDU-gestützte« Leitung des Senders. Das angeblich private Schreiben vom 28. Januar 1991 liegt der taz vor. Darin beklagt sich Laurien, daß eine von ihr initiierte Demo zur Unterstützung der Alliierten im Golfkrieg keine Erwähnung in der SFB-Abendschau fand.

Die SFB-Pressestelle räumte gestern ein, daß das Schreiben beim SFB »eingegangen« und »authentisch« sei. Auch der am Telefon verlesene Wortlaut des Schreibens wurde von einem SFB-Sprecher Satz für Satz bestätigt. Später verkündete ein anderer Sprecher, daß »der SFB Post als Post behandelt, und nicht öffentlich«. Er wollte zum Inhalt des Schreibens nichts sagen. Die Geschäftsführung habe auf den Beschwerdebrief geantwortet. Auch über den Inhalt des Antwortschreibens wollte er nichts sagen.

Wörtlich heißt es in Lauriens Fax- Botschaft: »Wir haben mehrere CDU-gestützte Intendanten in Deutschland. Wirkungen hat das nicht, während anders gestützte Intendanten anders zu wirken wissen.« Laurien rechne es sich »zur Tugend an, daß ich nicht auch ihre Personalpolitik im Sender anspreche«.

Laurien konnte zum Brief gestern keine Stellung beziehen, sie weilt in den USA. Ihre Telefonnummer dort war für die taz von ihrem persönlichen Referenten Stephan Georg Sassenroth nicht zu bekommen. Sassenroth war sich sicher, daß es ein Schreiben von Frau Laurien gibt, wollte den Inhalt aber nicht kennen. Sassenroths Kollege Lutz-Rainer Düsing bestätigte der taz, daß Laurien das Schreiben am 28. Januar »spät abends von ihrem Heim-Faxgerät« abgesendet hat.

Was Laurien so auf die Palme brachte, war, daß eine von ihr angeführte Demonstration »für einen gerechten Frieden am Golf« vom 27. Januar nicht in der SFB-Abendschau am folgenden Tag erwähnt wurde. Auf der von der »Initiative Berlin- USA« organisierten Demonstration waren mehrere tausend Menschen vom Adenauerplatz zum Breitscheidplatz gezogen und haben ihre Solidarität mit Israel und den Alliierten am Golf bekundet. Originalton Laurien: »Die Abendschau, die es am Sonntag nicht, wohl aber am Montag gibt, berichtet über jede Kleckerdemonstration linker Demonstranten, kein Wort von uns.«

Zum ersten Mal in der Öffentlichkeit erwähnt worden war der Laurien-Brief auf der SFB-Rundfunkratssitzung am Montag dieser Woche. Dort hatte Klaus Landowsky, Rundfunkrat und CDU-Fraktionschef, die unterbliebene Demo-Berichterstattung in der Abendschau als »kleinen Skandal« bezeichnet. Lojewski und Fernsehdirektor Horst Schättle hatten daraufhin erklärt, daß ein SFB-Team vor Ort gewesen sei und daß die ARD-Tagesschau bereits am gleichen Tag fünfmal über die Demonstration berichtet habe. Hans-Hermann Kotte