Noch keine Entscheidung über Bodenkrieg

■ 2.900 Luftangriffe gegen den Irak von Montag sind „bisheriger Tagesrekord“/ Verteidigungsminister Arens in Washington: Israel kann Beitrag zur Scud-Vernichtung leisten/ Israelischer Außenminister Levy vertagt seinen Washington-Besuch

Washington/Tel Aviv (taz) — US- Präsident Bush erklärte am Montag, er habe zunächst nicht die Absicht, einen umfassenden Bodenkrieg gegen den Irak zu beginnen. „Für eine Weile“ werde der Krieg der USA und ihrer gegen den Irak Verbündeten sich weiterhin auf Luftangriffe stützen. Bislang seien die Luftangriffe „sehr, sehr effektiv“ gewesen, sagte Bush nach einer Unterrichtung durch Verteidigungsminister Cheney und den Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs der US-Streitkräfte, General Powell, die am Vortag aus Saudi-Arabien zurückgekehrt waren. Wie erwartet, vermied der Präsident jegliche Erwähnung von Fristen und Daten für die Dauer des ausschließlichen Luftkrieges oder den Beginn einer umfassenden Bodenoffensive. Angaben von hohen US-Offizieren, wonach für weitere drei bis vier Wochen ausschließlich Luftangriffe geplant seien, wurden in Washington offiziell nicht bestätigt. Als wahrscheinlich gilt weiterhin das Szenario vereinzelter, langsam eskalierender Bodenattacken gegen die irakischen Truppen in Kuwait mit dem Kalkül, diese aus ihren Stellungen herauszulocken und dann durch Luftangriffe zu „vernichten“. Sprecher des Pentagons wiesen darauf hin, daß es „trotz der bisherigen Erfolge der Luftangriffe noch immer eine Vielzahl wichtiger Raketenziele“ gebe. Die Sprecher verwiesen darauf, daß die 2.900 Luftangriffe, die allein am Montag geflogen wurden, „bisheriger Tagesrekord“ seien. Insgesamt wurden bis Montag abend seit Kriegsbeginn 69.000 Luftangriffe geflogen.

Der israelische Verteidigungsminister Mosche Arens sagte laut israelischen Quellen US-Präsident Bush am Montag abend, Israel könne nicht länger Zurückhaltung üben, wenn die irakischen Scud-Angriffe weitergingen. Arens betonte, daß Israel zur Beseitigung der Drohung durch die irakischen Raketen beitragen könne. Die irakischen Angriffe müßten vollständig unterbunden werden. Arens beschrieb die in Israel durch irakische Scud-B-Raketen verursachten Schäden als „das Schlimmste, was die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg gesehen hat“. Israel befürchte, so der Verteidigungsminister, daß mit Beginn des Bodenkriegs die irakischen Angriffe eskalieren und die Gefahr eines Chemiewaffeneinsatzes zunehmen würden.

Arens forderte eine verstärkte militärische Kooperation zwischen den USA und Israel. Insbesondere verlangte er, dem israelischen Militär Zugang zum elektronischen Freund/ Feind-Erkennungskode der US- Streitkräfte zu gewähren. Ohne Verfügung über diesen Kode bestehe die „Gefahr“, daß israelische Kampfflugzeuge von US-Luftabwehrraketen abgeschossen würden.

Derweil erklärte in Israel Finanzminister Jizchak Modai gegenüber der Zeitung 'Haaretz‘, er befürworte einen israelischen Angriff auf den Irak in einem solchen Ausmaß, daß Israel nicht nur einen Beitrag zur eigenen Verteidigung, sondern auch zum Sieg über Saddam Hussein geleistet hätte. Der israelische Außenminister Levy hat indes seinen für heute geplanten Besuch in Washington verschoben. Levy soll über Arens' Gespräche mit Bush und US- Außenminister Baker verärgert gewesen sein, über die er nicht im voraus informiert war. Der Besuch Levys in Washington sollte die „Nachkriegspolitik zwischen Israel und den USA koordinieren“. Deren Grundlinien hatte Levy wie folgt skizziert: „Israel sagt ja zu Baker, der nein zur PLO sagt.“ azu/aw

Levy äußert Bereitschaft zu Dialog mit Syrien

Jerusalem (afp) — Der israelische Außenminister David Levy hat am Montag die Bereitschaft Israels zu einem Dialog mit dem Nachbarland Syrien hervorgehoben. Für einen solchen Dialog stelle Israel keinerlei Vorbedingungen, sagte Levy. Er bestätigte, daß Israel einen „Friedensplan“ entwickelt habe, der fünf Punkte umfaßt: einen Nichtangriffspakt zwischen Israel und den arabischen Staaten, eine Abrüstungsvereinbarung in der Region, den israelisch-palästinensischen Konflikt, Wirtschaftsvereinbarungen und eine Vereinbarung über die Nutzung der regionalen Wasserläufe.