Expressionistische Hoserei

■ Heute: Der Levis-Entwicklungsroman JUGENDFREIE SCHLEPPERFILME

Zurück in die Hose ist ein film noir in tragischem Gewand, noch eher vielleicht ein Melodram, in dem die Charaktere unentrinnbar in ein in der Vergangenheit gewobenes Netz von Haß/Liebe/Rache eingesponnen sind. Im dritten Teil der elegischen Jeans-Trilogie sehen wir Michael J. Bux am Ende seines Weges. Die Enttäuschungen haben ihn hart gemacht. Dafür kennt er nun das Leben. Zurück in die Hose III zeigt unseren Helden verbittert und allein. Jetzt hat Michael nur noch seinen Zynismus und seine Levis 501.

Die beeindruckende, expressionistische Trilogie um den Werdegang eines jungen Jeans-Trägers begann irgendwo in einer Bar in der texanischen Steppe. In einer Bar wird Michael auch wieder enden. Die texanische Steppe hatte ihm nicht viel zu bieten. Er wollte Abenteuer, und so entschloß er sich eines Tages aufzubrechen, um sie zu suchen. Er nahm seine Jeans aus dem Kühlschrank, schlüpfte in sie hinein und schwang sich mit ihr auf das polierte Motorrad. Dann fuhr er los, ohne sie umzublicken. Hier endete der erste Teil und man durfte gespannt auf die Fortsetzung sein.

Im zweiten Teil hatte Michael schon einige Abenteuer erlebt. Aber sein größtes stand ihm noch bevor: das Abenteuer der Liebe. Schon lange wünschte er sich eine zweite Jeanshose. War Teil 1 noch ganz im Westernstil gehalten, so knüpft Teil 2 an die europäischen Traditionen von Ritter- und Rettergeschichten an. Die schöne Prinzessin war Verwaltungsangestellte und befand sich in den Klauen eines Großraumbüros. Umgeben von klappernden Schreibmaschinen und wachsamen KollegInnen, war sie an einen Einzelschreibtisch gefesselt. Doch keiner hatte mit Michaels Tollkühnheit gerechnet. Durch eine Hintertür drang er mit seinem strahlendem Motorrad in die Höhle der Buchhalterei ein und warf der Angebeteten die Ehe-Jeans zu. Rock runter, Hose hoch war eine Sache, auf den Rücksitz gehüpft eine zweite und schon ging es der Freiheit entgegen. Golden Gate Bridge, Sonnenuntergang, großes Glück zu zweit.

Mit dieser hoffnungsvollen Szenerie endete der zweite Teil. Jetzt sehen wir Michael wieder allein. Nachdem die Prinzessin mit irgendeiner billigen Wrangler durchgebrannt war, begann Michael zu trinken. Für den Alkohol versetzte er sogar sein gewienertes Motorrad. Er muß zu Fuß gehen, nur die Levis ist ihm noch geblieben. Zurück in die Hose III ist ein klaustrophobisches Kammerspiel mit einer aggressiv aufgeladenen Grundstimmung. Michael betritt (ohne Motorrad) einen Billardsalon. Ein verblödeter fetter Redneck hat es auf Michaels Jeans abgesehen. Er fordert den Träger zum Billardduell um das Schmuckstück heraus. Unter den aufgegeilten Blicken der Barmiezen locht Michael mit seinem Stock die Kugeln ein. Doch mit Weibern hat er schon lange nichts mehr im Sinn. Die kennt er. Der schmierige Fettsack verliert das Duell und muß seine Schlabberhose runterlassen — ein schal schmeckender Triumph. Doch Michael genießt ihn. Ein zynischer Abgesang auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Aufbruch — Glück — Einsamkeit: das sind die Stationen der Levis-Trilogie, die Leiden des jungen Michael. Das desillusionierende Ende (Frau weg, Motorrad weg, Hoffnung weg) ist eine vernichtende Kritik am Mythos der Freiheit, die man sich nur nehmen muß. Alles, was Michael kriegt, ist eine gutgewaschene Jeans. V.G.

Zurück in die Hose III, USA 1991, 105 Sek. Ab sofort im Kino.