DONNERSTAG

Eine romantische Schöne war sie, die schmalgesichtige Christina Belgiojoso. Doch waren es nicht nur diese träumerischen dunklen Augen, die viele Geistesgrößen der Zeit zu den Soiréen der Prinzessin trieben! Nein, sie hatte Geist und Witz, vor allem aber politische Leidenschaft und wußte alle drei Qualitäten sehr kunstvoll einzusetzen. Patriotin war sie und Schriftstellerin; dazu die Repräsentantin und Symbolfigur des Risorgimento, der italienischen Freiheits- und Einigungsbewegung. Und gerade dieser Aktivität hatte sie es zu verdanken, daß sie ins liberale Pariser Exil gelangte. Zwar waren ihr nun politisch die Hände gebunden, doch hatte sie den Kopf frei für die schönen Dinge des Lebens. Musik, ihre vierte Passion, sollte nun zum Lebensinhalt aufsteigen. Schnell war ihr Salon gegründet, und bald schon wurde er zum Treffpunkt der Musiker Liszt, Chopin, Meyerbeer, Bellini und Rossini. Daß diese Clique nicht bloß Schöngeistiges im Sinn hatte, belegen die sportlichen Späße wie das legendäre Klavierduell zwischen Franz Liszt und Sigismund Thalberg. Was ansonsten noch ...zu Füßen einer schönen Dame... geboten wurde, erfahren neugierige Ohren um 16 Uhr beim WDR3.

In alten Zeiten, als große Schriftsteller ihr täglich Brot noch in den Medien verdienten, entstand eine Reihe von Radiodialogen zur Literatur mit Arno Schmidt. Eben diese Arbeiten werden zur Zeit vom NDR3 wieder aus den Archiven hervorgeholt und dem Publikum zu Gehör gebracht. Die Leistung Schmidts bestand erklärtermaßen darin, als literarischer Spurensucher vergessene Autoren wieder ans Licht zu ziehen, „Schreckensmänner“ ins rechte Licht zu stellen und „Rettungen“ zu versuchen. Ab und zu durfte es in seiner Sendung auch mal ein „Großer sein. Ein Beispiel ist Ludwig Tieck, das Wunderkind der Sinnlosigkeit, von dem ab 21.30 Uhr die Rede sein wird.