Sprachlos unglücklich

■ „Am Ende einer Kindheit“, Dienstag, 12.2., ZDF, 22.30 Uhr

Selbstverständlich, man kann sich mit gutem Gewissen eine reaktionäre Metzeloperette wie Rambo III anschauen, bekam dieser Streifen von der Filmbewertungsstelle doch umstrittenerweise das Prädikat „wertvoll“. Was jedoch ein Krieg, egal welcher, mit einem Menschenleben macht, erfahren wir dabei in keinster Weise. Auf sehr eigentümliche, beharrliche, streckenweise leider theatralisch etwas überzogene Art versucht die erst 24jährige portugiesische Regisseurin Teresa Villaverde anhand von Dialogen, Reaktionen und Verhaltensweisen die schlechthin unbeschreibbare Erfahrung des Krieges anzudeuten.

Nach seiner Rückkehr aus Afrika Ende der Sechziger, wo er für Portugal um den Erhalt von Kolonialgebieten kämpfte, will Pedro nicht zu seiner Frau Manuela und seinem Sohn Alex zurückkehren. Zu sehr hat ihn die Erfahrung des organisierten Mordens und Vergewaltigens verändert. Ein Freund verrät seinen Aufenthaltsort. Er trifft seine Frau wieder, es geht hin und her, langes Schweigen, dann wieder Satzfetzen, kahle Wände, und Pedro verschwindet zwischendurch immer wieder. Sicher, das klingt nicht übermäßig originell. Doch die Art und Weise, wie der Film von Elfi Mikesch fotografiert wurde, die Nüchternheit in diesen langen Einstellungen, die nur gelegentlich durch Musik atmosphärisch akzentuiert werden, all das verleiht der Darstellung dann doch etwas Zwingendes.

Der Film ist aus der Perspektive des neunjährigen Alex erzählt, der zunächst dachte, sein Vater wäre tot. Man kennt diese Streifen, in denen traurige kleine Jungs mit kullerrunden Augen aus Fenstern blicken, während sich die Kamera langsam zurück in die Ferne bewegt. Zum Glück hat uns die Regisseurin mit solcherart platter Rührseligkeit verschont. Der Junge ist kein leidendes, alleingelassenes Kind. Er will einfach nur wissen, was mit seinem Vater ist. Um herauszufinden, was Tod ist, ersäuft er seinen Salamander im Aquarium.

Daß Pedro und Manuela am Ende, nachdem sie einander doch wieder nähergekommen waren, infolge einer libidinösen Handlung am Steuer tödlich verunglücken, paßt nicht zum Film. Möglicherweise beurteile ich das auch falsch, denn ich habe mir das Ende aufgrund exzessiven Schlafbedürfnisses erst am nächsten Morgen auf Video angesehen, weil der Sendetermin dieser 120-Minuten-Meditation um mehr als eine halbe Stunde nach hinten verlegt worden war. Manfred Riepe