WirtschaftsNotizen

Proteste bei Zeiss gegen Untergangskonzept

Jena. Die Beschäftigten der Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH dürften nicht länger Spielball der Mächtigen in Politik und Wirtschaft bleiben. Das erklärte Ralf Tänzer, zeitweilig beauftragter Vorsitzender der IG Metall in der Saalestadt, am Mittwoch in Jena vor 10.000 bis 15.000 Teilnehmern einer Protestkundgebung, die symbolisch 5 vor 12.00 Uhr begann und sich gegen ein „Untergangskonzept“ für den renommierten Betrieb richtete. Unter starkem Beifall warf Tänzer einer „vor Unfähigkeit strotzenden“ thüringischen Landesregierung vor, im Hinblick auf das Schicksal Jenas gegenüber Treuhand und Bundesregierung weder Stand noch Durchsetzugsvermögen zu beweisen. Als nach dem Statut Verantwortlicher für die Carl Zeiss Stiftung Jena müsse sich der Ministerpräsident an die Spitze der Aktionen zur Rettung des international bedeutenden Standortes feinmechanisch-optischer Industrie stellen.

Durch separate Absprachen zwischen der Treuhand Berlin und dem Zeiss-Unternehmen in Oberkochen bestehe die akute Gefahr, daß Zeiss Jena — von 27.500 auf bestenfalls 2.700 Beschäftigte „geschrumpft“ — zur verlängerten Werkbank des früheren Konkurrenzunternehmens verstümmelt werde. Die Teilnehmer der Kundgebung verabschiedeten eine Resolution, in der unter anderem die Übernahme von insgesamt 51 Prozent der Gesellschaftsanteile durch die Jenaer Carl Zeiss Stiftung verlangt wird. Das solle die volle Einflußnahme der Landesregierung in den Werken der Jenoptik Carl Zeiss GmbH sichern. Gegenwärtig werden noch 80 Prozent von der Treuhandanstalt Berlin gehalten. adn