UNO gerät unter arabischen Druck

■ Angriff auf Bagdader Bunker ruft in arabischen Ländern Empörung und Trauer hervor

Berlin (dpa/taz) — Während aus den Trümmern des von alliierten Bombern zerstörten Bunkers in Bagdad gestern noch die Leichen geborgen wurden, fand bereits die Beisetzung der ersten Toten auf einem nahegelegenen Friedhof statt. Rund 6.000 EinwohnerInnen der Hauptstadt begleiteten den Trauerzug mit antiamerikanischen Sprechchören.

Der irakische Außenminister Tarik Asis hat UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar aufgefordert, die Bombardierung des Bunkers als „abscheuliches Verbrechen“ zu verurteilen. Die UNO müsse sich um die Wahrheit der von den USA angeführten Aggression gegen den Irak bemühen, heißt es in einer Botschaft von Asis an Perez. Der Irak müsse auch daran erinnern, daß die Staaten im UNO-Sicherheitsrat, die sich dem amerikanischen Willen unterworfen und damit die Anwendung von militärischer Gewalt gegen den Irak ermöglicht hätten, politisch und ethisch für diese Verbrechen verantwortlich seien.

Ein Sprecher der irakischen Opposition erklärte gestern in München, der zerstörte Bunker sei ein Spezialbunker für „ausgewählte Familien“ ranghoher irakischer Offiziere und Familien der regierenden Baath-Partei gewesen. Der Bunker diene normalerweise militärischen Zwecken. Aber die Militärführung habe das als sehr sicher geltende Gebäude für die Angehörigen, darunter Frauen und Kinder, als Schutzraum zur Verfügung gestellt. Nur fünf Prozent der Bevölkerung Bagdads hätten Schutzeinrichtungen, sagte Abdullah Al-Bakri, Mitglied der Freien Demokratischen Partei im Irak und in Deutschland lebender Sprecher des „Obersten Rates der Islamischen Revolution im Irak“.

Al-Bakri berichtete, es gebe in Bagdad und anderen ausgewählten Städten noch mehrere solche Spezialbunker. Die meisten seien von westlichen Firmen, vor allem aus Deutschland, Großbritannien und den USA, gebaut worden.

In Jordanien wurden für die Bagdader Opfer drei offizielle Trauertage angeordnet. Der jordanische König Hussein forderte gestern UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar angesichts der vielen zivilen Opfer auf, eine unabhängige Untersuchungskommission in den Irak zu senden. In seiner Rundfunkbotschaft appelliert König Hussein an den UNO-Generalsekretär, alles zur Erreichung eines sofortigen Waffenstillstands im Golfkrieg zu unternehmen. Der Luftangriff auf den Schutzbunker sei „ein trauriges Beispiel“ dafür, daß „die Sicherheitsrats-Resolution 678, die einige als einen Freibrief für einen systematischen Vernichtungskrieg gegen den Irak auffassen, einen Status bar jeder legitimen Rechtfertigung darstellt“. Der UNO-Sicherheitsrat dürfe nicht in dieser Weise seine „legale und moralische Verantwortung“ aufs Spiel setzen, heißt es in dem Appell.

Auch die tunesische Regierung hat „nach dem Tod unschuldiger Opfer“ im Bagdader Bunker den gestrigen Tag zum Tag der Trauer erklärt. Das tunesische Außenministerium wertete den Luftangriff als Beleg für die „offene Überschreitung der Ziele der Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates“.

Ägyptens Staatspräsident Husni Mubarak versicherte indes seiner Bevölkerung, den vorliegenden Informationen zufolge richteten sich die Angriffe der Alliierten nur gegen militärische Ziele. „Wer von uns will schon, daß auch nur einem Zivilisten Leid zugefügt oder ein Zivilgebäude getroffen wird“, sagte er. Mubarak erneuerte die Forderung nach einem irakischen Rückzug aus Kuwait. Nur damit sei die Bombardierung von militärischen Zielen zu verhindern, durch die auch Zivilisten getroffen werden könnten. Das ägyptische Fernsehen strahlte gestern nur die amerikanische Stellungnahme zu den Ereignissen aus. Ohne Bilder. (Siehe Reportage Seite 2)