Wirtschaftsnotizen: Verhandlungen in Moskau um Schiffaufträge / Pharma Oranienburg an Byk Gulden verkauft / Piloten kritisieren Treuhand und Interflug / Brown Bovery übernimmt Cottbusser Firma / Ostgeschäft boomt 1990 für Wüstenrot

Verhandlungen in Moskau um Schiffaufträge

Über neue Schiffbauaufträge wollen Experten der Deutschen Maschinen- und Schiffbau AG (DMS) verhandeln. Unmittelbar nach Bekanntwerden des von Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann in Moskau ausgehandelten Neunmilliardengeschäfts für ostdeutsche Unternehmen hat Vorstandschef Dr. Juergen Krackow seine Mitarbeiter in die Sowjetunion geschickt. „Wir werden höchstwahrscheinlich zwanzig Schiffe, deren Bau zu Preisen unterhalb der Materialkosten vereinbart worden war, nicht mehr herstellen“, erklärte Krackow. Dadurch würden schon im kommenden Jahr in Warnemünde und Wismar Kapazitäten frei.

Mit den derzeit 103 vertraglich vereinbarten Schiffbauten werde keine einzige Mark verdient, erklärte der Vorstandssprecher der DMS. „Dieser Laden ist so pleite wie nur irgendwas.“

Pharma Oranienburg

an Byk Gulden verkauft

Ein Teil der Pharmawerke GmbH Oranienburg wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte an die Byk Gulden Lomberg GmbH verkauft. Damit kehre der internationale Konzern mit Hauptsitz in Konstanz an einen alten Standort zurück. 1873 hatte der Kaufmann Heinrich Byk in Oranienburg einen Chemiebetrieb gegründet. Bis 1945 war er die wichtigste Produktionsstätte der Gesellschaft.

Absatzsorgen haben die Oranienburger Pharmawerker kaum. Sie produzieren über zwanzig Medikamente gegen Herz- und Kreislauferkrankungen, Asthma und Schmerzzustände.

Piloten kritisieren Treuhand und Interflug

Die Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) hat die Treuhandanstalt und das Management der Interflug für den Zusammenbruch der ehemaligen DDR-Staatslinie verantwortlich gemacht. „Unfähigkeit und Versagen“ der beteiligten Stellen hätten die Interflug „ins Aus getrieben“, kritisierte die Vereinigung am Mittwoch in Frankfurt. Der Berufsverband der deutschen Verkehrsflieger kündigte an, die Entscheidung der Treuhand nicht hinzunehmen und für eine „befriedigende Lösung im Interesse der betroffenen Mitglieder“ kämpfen zu wollen.

Brown Boveri übernimmt Cottbusser Firma

Das Maschinenbauunternehmen Asea Brown Boveri (ABB) in Mannheim hat die Cottbusser Automatisierungsanlagen GmbH mit 2.000 Mitarbeitern übernommen. Wie die Treuhand mitteilte, unterzeichneten die beiden Firmen am Mittwoch einen entsprechenden Vertrag. In Cottbus wolle ABB bis 1993 insgesamt 37 Millionen Mark investieren. Der Konzern hatte bereits im Dezember ein Dresdner Maschinenbauunternehmen gekauft. Bis 1993 muß die Cottbusser Automatisierungsanlagen die Zahl der Mitarbeiter um 500 auf 1.500 reduzieren.

Ostgeschäft boomt 1990 für Wüstenrot

Die Bausparer in den neuen Bundesländern haben der Wüstenrot (Ludwigsburg) 1990 einen großen Schub im Neugeschäft gebracht. Das eingelöste Neugeschäft stieg nach vorläufigen Zahlen um 20,6 Prozent auf 397.346 Verträge.