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Griesche, ein Mann für alle Fälle

■ Was wird er nun, der Detlef Griesche: Professor, Abgeordneter oder gar beides?

“Hier ist Detlef Griesche, leider nicht life, sondern nur für Sie enttäuschend der Anrufbeantworter. Ich grüße Sie aber herzlich und bitte Sie: Legen Sie nicht auf, sondern sagen Sie mir Ihre Wünsche, Ihren Namen, Ihre Rufnummer oder Ihre Adresse, ich werde mich umgehend bei Ihnen melden. Reden Sie ohne Hemmung nach dem Hinweiston...“ Nein, Detlef Griesche, Professor in spe, ist nicht zu Hause und für die taz auch später nicht zu sprechen.

Doch Detlef Griesche ist nicht nur auf dem Weg zu akademischen Weihen, parallel dazu bemüht er sich wieder um ein Mandat für die Bürgerschaft. Für beide Optionen war der 4. Februar ein wichtiger Termin. Da trug Griesche, der auch Vorsitzender der deutsch-palästinensischen Gesellschaft ist, morgens an der Hochschule seine Probevorlesung als „Politikwissenschaftler“ vor. Thema: Das Palästina-Problem. Vorbereitungszeit: gegen Null.

Und am abend kandidierte er in seinem Ortsverein Hastedt um einen neues Mandat für das Parlament. Es war ein hartes Kopf an Kopf-Rennen. Denn eigentlich hatte der Neubürgerschaftsabgeordnete Christian Weber die besseren Basiskarten. Griesche nämlich hatte sich zwei Jahre lang bis zum letzten Herbst fast nicht mehr im Ortsverein blicken lassen, weil er an Umzug in einen anderen Stadtteil dachte.

Doch der Umzug fand bis zur Kandidatenaufstellung nicht statt. Und so erschien ein gut vorbereiteter Detlef Griesche zur Kandidatenkür in Hastedt. Immer wieder betonte er in der Vorstellung seine Bedeutung als Vorsitzender des Haushaltsausschusses, der SPD-landläufig als zweitwichtigster Parlamentarier nach dem SPD-Fraktionsvorsitzenden gilt. Griesche hatte auch hervorragend mobilisiert. Die Veranstaltung war mit 46 GenossInnen so gut besucht wie seit langer Zeit nicht mehr. So waren zum Beispiel die Genossen aus der Arbeiterwohlfahrt, in dessen Kreisvorstand Griesche sitzt, erschienen und verhalfen ihm zum knappen Sieg. Griesche: 28, Weber: 26 Stimmen.

Doch was will er nun tatsächlich: Haushaltsausschuß-Chef bleiben oder Professor werden? Seinem Ortsverein blieb er auf Nachfrage diese Antwort schuldig. Aber auch beides ist denkbar. Erst Professor werden, dann das Beschäftigungsverhältnis an der Hochschule gleich für die Zeit des Mandats, also weitere vier Jahre, niederlegen. Dann wäre zwar die Stelle an der Hochschule de facto nicht besetzt, Griesche hätte aber durchaus was davon: Mit den 50 Prozent seines Professorengehaltes, die er zu den Diäten dazubekäme, würde er sich gegenüber heute um rund 700 Mark im Monat verbessern. Und für die Zeit nach der Bürgerschaft hätte er frühzeitig vorgesorgt. Rosi Roland

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