Der winterliche (Teufels)Berg ruft

■ Wenn schon nicht Regierungssitz, dann wenigstens Wintersportparadies/ Tips von »B« wie Biathlon bis »S« wie Skispringen/ Eisschwimmen am billigsten, Eissurfen am besten mit Sturzhelm

Biathlon: Skilangläufer mit Knarre wurden auf Berliner Loipen bislang (noch) nicht gesichtet.

Eisangeln: Wer sich nicht scheut, den Zorn sämtlicher Schlittschuhläufer auf sich zu ziehen, kann sich beim Eisangeln entspannen. Erforderlich sind jedoch ein Fischereischein und die Erlaubnis des fischereiberechtigten Pächters oder Inhabers des jeweiligen Gewässers. Wenn vorhanden, braucht man nur noch Eisbohrer, Angel, Regenwürmer und Geduld, um sich abends den gefangenen Barsch schmecken zu lassen. Fische aus Berliner Gewässern fallen allerdings eher unter die Kategorie Sondermüll.

Eislaufen: Außer auf den zugefrorenen Seen kann man in etlichen Eisstadien Schlittschuhlaufen. Eintritt: zwischen drei und sechs Mark. Wer keine Schlittschuhe hat, kann sie für vier bis acht Mark ausleihen. Mit einigen Unterbrechungen haben die Bahnen von 9 bis 19.30 Uhr geöffnet. Kunsteisbahnen in West-Berlin finden die Rutschlustigen in: Wilmersdorf, Fritz-Wildung-Straße; Charlottenburg, Eissporthalle Jaffestraße; Neukölln, Oderstraße; Wedding, Erika-Heß-Stadion Müllerstraße; Lankwitz, Leonorenstraße. In Ost-Berlin: Lichtenberg, Sport- und Erholungszentrum Leninallee; Hohenschönhausen, Sportforum. Kostenlos kann man auf Spritzeisbahnen Schlittschuhlaufen: Friedrichshain, Comenius- und Boxhagener Platz; Köpenick, im Freizeitzentrum Wuhlheide, Wendenschloßstraße.

Eishockey: In den Eissporthallen kann man nur im Rahmen eines der acht Vereine Eishockey spielen, und zwar in den Hallen Jaffestraße, Wedding und Neukölln. Entgegen anderslautenden Gerüchten können auch Frauen in einen Verein eintreten. Ansonsten muß man sich seine Kumpels schnappen und auf einem zugefrorenen See spielen. Für den Amateurgebrauch kosten Eishockeyschläger und Puck ungefähr 25 Mark.

Eisschwimmen: Hier handelt es sich eindeutig um die billigste Wintersportart, was die Ausrüstung betrifft. Der Durchbruch zum Massensport blieb den EisschwimmerInnen bislang jedoch verwehrt, was wiederum ganz im Sinne der Schlittschuhläufer sein dürfte. Benötigt wird lediglich Badehose oder Badeanzug, sowie ein Eisbohrer. Die Aktiven können hierbei auf die Vorarbeit der Eisangler zurückgreifen (siehe oben). Eisschwimmen soll gut für den Kreislauf der Ausübenden sein, je nach Verschmutzungsgrad der Gewässer aber sehr schlecht für den Teint.

Eisstockschießen: Dieser urbayerische Sport findet auch im preußischen Berlin seine Anhänger. Im Weddinger Eisstadion spielen die insgesamt zehn Vereine. Jeweils mittwochs finden Spiele statt. Ein Profi muß bis zu 700 Mark für die Ausrüstung hinlegen, für den Amateur kostet ein Eisstock ungefähr 100 Mark (Nicht in Richtung Eisangler ausholen, sonst isser weg).

Eissurfen: Windsurfer brauchen ihre Bretter über den Winter nicht im Schuppen verstauben lassen, sondern können einfach aufs Eissurfen umsteigen. Das kann man nur auf den großen Gewässern wie dem Wannsee, der Unterhavel oder dem Müggelsee — sofern sie zugefroren sind. Vor allem darf kein Schnee auf der Eisfläche liegen und die Windstärke muß stimmen. Ein neues Brett kostet zwischen vier- und fünfhundert Mark. Selfmademan oder -woman zahlen für die Materialien auch zweihundert Mark. Sturzhelme sind ratsam, aber nicht unbedingt notwendig.

Schneewandern: Wer in diesen Tagen ein bißchen Sibirien-Feeling genießen möchte, kann sich den Wandergruppen des Wandersportverbands Berlin anschließen. Voraussetzung: Gutes Schuhwerk und gute Kondition, denn kilometerlang über verschneites Gelände zu stapfen hat nach Ansicht der Profis nichts mit Spazierengehen zu tun. Heute treffen sich Frühaufsteher um 7.44 Uhr am S-Bahnhof Straußberg, fahren dann gemeinsam bis Buckow. Von dort aus wird gewandert und zwar 30 Kilometer vorbei an Orten, die jahrzehntelang eingemauerten Wessis wie exotische Folklore in den Ohren klingen: Güntherquelle, Pritzhagener Mühle, Eichendorfer Mühle, Ringenwalder Heide, Lapnower Mühle, Neuhardenberg, Gusow. Von dort aus geht's mit der Bahn zurück nach Straußberg. Wer mithalten will, muß sich auf ein Tempo von fünf Kilometern pro Stunde einstellen. An die Organisatoren ist ein Startgeld von zwei Mark zu entrichten. Am 23. Februar startet die nächste Tour um 9.31 Uhr (Abfahrt S-Bahnhof Bernau). Mit dem Zug geht's weiter bis Melchow. Von da ab per pedes über Schönholz, Nonnenflies, Schwärzetal bis Eberswalde. Diesmal sind es »nur« zwanzig Kilometer. Laufgeschwindigkeit siehe oben.

Ski-Abfahrtslauf: Für Skifahrer stellt der Teufelsberg mit seiner 100 Meter langen Abfahrtspiste, auch genannt »Berliner Streif«, immer noch die einzige Möglichkeit dar, ihrem Sportgeist zu frönen. Das Berliner Umland ist noch nicht für Alpinisten erschlossen (aber wer Kunstschnee sagt, muß auch Kunstberg sagen). Einzige Alternative wäre die Ski- und Rodelpiste der Müggelberge. Doch die bleibt bis auf weiteres geschlossen. Der Berliner Skiverband bietet an den Wochenenden, solange Schnee liegt, Kurse für Abfahrtsläufer auf dem Teufelsberg an. Jeweils samstags von 14 bis 16Uhr und sonntags von 10 bis 12Uhr an den Skihängen. In zahlreichen Ski- Shops kann man sich Ski ab 20 Mark pro Tag ausleihen. Second-Hand bekommt man Skiausrüstungen schon für 50 Mark. Eine neue Ausrüstung dürfte sich für hiesige Skiverhältnisse kaum lohnen; sie kosten mindestens 200 Mark.

Skilanglauf: Ist sowohl der Umwelt als auch dem eigenen Körper etwas zuträglicher als Ski Alpin. Flaches Land gibt's um Berlin genug. Ansonsten ziehen die Langläufer ihre Loipen im Grunewald oder im Friedrichshain — in New York auch auf der Fifth Avenue. Der Berliner Skiverband bietet bei entsprechender Schneedecke Langlauftouren an. Treff: Jeweils Samstag von 14 bis 16Uhr und Sonntag von 10 bis 12Uhr im Grunewald am Ende der Teufelssee-Chaussee oder im Tegeler Forst am Parkplatz Waldschenke. Die Ausrüstung (Ski, Stöcke, Schuhe) ist neu ab 130 Mark zu haben, gebraucht ab 40 Mark. Wer erstmal einen unverbindlichen Test machen will, kann sich alles für rund 20 Mark pro Tag ausleihen.

Skispringen: Im Gegensatz zur Tour de France hat sich die Vier- Schanzen-Tournee in Berlin bislang noch nicht angemeldet. Wer abheben will, muß sich sich seine Schanze selbst bauen. 6, 75 Meter lautet der aktuelle, inoffizielle Rekord. Andrea Böhm/

Thekla Dannenberg