Knüppel in den Sack?

■ Späte Läuterung des Deutschen Fußballbundes PRESS-SCHLAG

Was haben sie sich den Mund fusselig geredet, die Vertreter der Fan-Projekte, die Fan-Forscher und all jene, die nicht glaubten, daß die Polizei das Nonplusultra der Bewältigung von Gewalt in den Fußballstadien sei. Doch nirgendwo stießen sie auf solch taube Ohren wie beim Deutschen Fußballbund (DFB). „Wenn Hooligans kommen, muß der Knüppel raus. Es tut mir leid, aber die sind diese Sprache gewöhnt“, verkündete DFB-Präsident Hermann Neuberger vor der Fußball-Europameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik sein Credo. Für die unter dem Motto „Kultur statt Knüppel“ von den Fanprojekten organisierten Aktivitäten, hatte der DFB nur ein müdes Lächeln, für jeden Spielort der EM wurden zu diesem Zweck gerade mal 5.000 Mark ausgespuckt. „Arbeitsbeschaffungsprogramm“, nannte Neuberger abfällig die Fan-Projekte. Die Fußball-WM in Italien zeigte, daß die Funktionärswelt nichts dazugelernt hatte. Konzeptlos wurde wieder einzig auf die Macht der Knüppel vertraut, von Betreuung oder Beschäftigung der angereisten Fans keine Spur, eine brisante Mischung aus Langeweile, Suff und durch Polizeischikanen zusätzlich verstärkter Aggression machte es den harten Hooligans leicht, Krawalle wie den in Mailand vor dem Spiel BRD-Jugoslawien vom Zaun zu brechen.

Erst als im letzten Jahr nach dem Todesschuß von Leipzig und den Verwüstungen, die deutsche Hooligans beim Länderspiel in Luxemburg angerichtet hatten, im europäischen Fußball Stimmen laut wurden, die einen Ausschluß deutscher Teams von internationalen Wettbewerben forderten, wurde der DFB endlich wach. „Wir sind bereit, Pilotprojekte zur Fan- Betreuung auch materiell zu unterstützen“, sagte jetzt der DFB-Sicherheitsbeauftragte Wilhelm Hennes. Ein Satz, der, wäre er ein paar Jahre früher ausgesprochen worden, möglicherweise einiges Unheil hätte verhindern können. Matti