23 Palästinenser bei Protesten angeschossen

Jerusalem/Tel Aviv (afp/taz) — Bei Solidaritätskundgebungen für den Irak in den israelisch besetzten Gebieten sind am Donnerstag 23 Palästinenser von israelischen Soldaten angeschossen worden. Wie von palästinensischer Seite zu erfahren war, haben in Rafah im Gaza-Streifen Sicherheitskräfte auf eine Gruppe junger Leute gefeuert, die schwarze Fahnen als Zeichen der Trauer für die Opfer des in der Nacht zum Mittwoch bombardierten Bunkers in Bagdad trugen. Dabei seien 16 Palästinenser durch Gummigeschosse mit Bleikern verletzt worden.

In der Stadt Gaza und dem nahegelegenen Flüchtlingslager Deir Balah seien drei weitere Araber durch scharfe Munition verwundet worden, hieß es. Auch in Nablus im Norden der Westbank wurden am Vormittag vier Palästinenser angeschossen.

Als Reaktion auf die Bombardierung des Amiriya-Bunkers begannen Palästinenser in den besetzten Gebieten einen dreitägigen Trauer-Streik. Händler öffneten ihre Geschäfte nur für zwei Stunden.

Nach Militärangaben sind Gaza und Rafah die einzigen Städte im Gaza-Streifen, in denen die Ausgangssperre am Donnerstag zeitweise aufgehoben wurde. Seit Beginn des Golfkrieges seien 3.650 Palästinenser, die die Ausgangssperre gebrochen hatten, verhaftete worden. 1.714 wurden vor Gericht gestellt und zu Geldstrafen verurteilt. Bekannten sie sich nicht selbst schuldig oder konnten sie die Geldstrafe nicht bezahlen, kamen sie ins Gefängnis. Die meisten Verhandlungen fanden vor Militärgerichten ohne Verteidiger statt. Palästinensische Verteidiger begannen einen Streik, um gegen das verkürzte Kriegsgerichtsverfahren zu protestieren, das erst seit Kriegsbeginn gilt. aw