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Karneval im Krieg

■ Schauriger Zug auf der Bremer Demo-Route: Feier gegen und trotz Krieg

hier bitte das Foto mit

den schwarzen Gestalten

Ein Bremer Kostümfest im schwarzen Trauerstaat: Masken aus dem „Freiraum“...

Bremer Karneval war geplant, Samba-Gruppen aus ganz Norddeutschland waren eingeladen, Masken gebaut, Kostüme genäht und Choreographien einstudiert. Doch dann kam der Krieg, und aus dem Bremer Karneval 1991 wurde das „Aufbrodeln“ gegen ihn. Ein rundes Dutzend Musik- und Straßentheatergruppen zogen schließlich am Samstag im langen Zug auf der Bremer „Demoroute“ vom Bahnhof zum Markt, irritiert bestaunt von mehreren hundert WochenendkäuferInnen, die vor und hinter Schaufensterscheiben teilnahmen.

Am Unheimlichsten im unheimlichen Zug der Tarnanzüge, Kreuzesträger, Kriegsversehrten und Ungeheuer waren die Jecken. Bunt geschmückt lachten und feierten sie auf zwei treckergezoge

nen Hängern Karneval und schoßen unter Gejohle Papierschnitzel mit ihrer Konfetti-Kanone in die Menge — eine doppelte Verdrehung: Sind Narren im Karneval normal, werden sie im Anti-Karneval des Protestes gegen den Krieg schaurig absurd. Aber wenn, wie am Samstag, die Irren vom irren Waller Blaumeier-Atelier gespielt werden, dann wirbt die gruselige Feier im Krieg sogar fürs Feiern trotz Krieg.

In eine einfachere Rolle waren die sieben Berliner von „Ramba- Samba“ geschlüpft: Die MG geschultert, tänzelten sie in Tarnanzug und Tropen-Takt durch den Dschungel-Krieg, Motto: Jeder Schuß ein Treffer. Und auch das Schnürschuh-Theater ließ als Party der Kriegsgewinnler unter dem großen Sonnenschirm die Sektkorken knallen.

Weiterhin im Zug dabei: Munitionskisten der Firmen MBB, Daimler und Konsorten. Empfänger auf den mitgeführten Lieferscheinen: Saudi-Arabien, Südafrika, Irak. Sterbende Grünpflanzen, blutende Menschenwracks und gespentische Prozessionen sorgten für morbides Drumherum des Aufbrodelns gegen den Krieg.

Wieder andersrum die Bremer Samba-Gruppe Confusao: Ein Autowrack, gespickt mit verrosteten Blechfragmenten, ein ausgebeulter Fernseher im Schlepptau, umturnt von ebenso verrosteten Fabelgestalten. Aber was machen die in der kaputten Endzeit- Welt? — Sie joken mit Passanten, lassen die Beine beim Tänzchen auf der Kühlerhaube fliegen und trommeln, zupfen, klappern mit den Blechteilen ihren eigenen Rhythmus zusammen. Gibt es ein Leben mit dem Tod? Ist es das, was passiert, wenn der Karneval in den Krieg fällt?

Im nächsten Jahr, so hoffen die OrganisatorInnen des alternativen Bremer Karnevals, werden uns solche Fragen wieder erspart bleiben. Dann wird wieder im brasilianischen Samba-Schritt, in Papagei-Kostüm, auf Stelzen in der Luft oder als Trüffelschwein am Boden durchs Ostertor getanzt und lachend dem grauen Alltag der Narren-Zerrspiegel vorgehalten. Im nächsten Jahr soll die einfache Verdrehung wieder genügen: Die normalen Verhältnisse mit Lachen, nicht mit Entsetzen zum Tanzen bringen. Ase

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