Beinstellerei an der alten Försterei

■ Freundschaftlich traten sich der 1. FC Union und MSV Duisburg (2:0) hart aufs Gebein

Köpenick (taz) — Kinderspielchen waren die vorherrschenden Tätigkeiten an der »Alten Försterei«: Schneeballwerfereien zwischen Fans und Torwart und viel Beinstellerei. Und weswegen das alles? Natürlich, ein Fußballspiel! Aber keineswegs ein gewöhnliches, eher eine Art Machtkampf zweier Spitzenklubs aus den ehemaligen Zonen, sozusagen Trizonesier gegen SBZler.

Im Rahmen des Formtests der Berliner Profi-Fußballmannschaften ergab sich die einmalige Gelegenheit, die beiden Spitzenreiter der zweiten Ligen West und Ost in einem sogenannten Freundschaftsspiel gegeneinander beobachten zu dürfen: 1. FC Union gegen MSV Duisburg.

Allein diese Namen versprachen Klasse, Spannung, Spaß. Und jetzt kann schon gesagt werden: Eine Reise zu Union lohnt sich immer. Tatsächlich hatten mehr als 600 Menschen dies auf sich genommen, um den beiden zuzuschauen. Und ernsthaft wurde es, oh ja, sogar ein bissel bös. Die Gründe hierfür sind vielfältig, oder eher einfältig. Das erste Hemmnis für ein gutes Spiel war der Bodenbelag. Fast knöchelhoch lag der Schnee, so wurden zur Orientierung die Linien mit roter Asche gemalt und die Strafraumgrenzen mit Fähnchen markiert.

Zurückhaltend gingen beide Teams zunächst ans Fußballspielen. Während der MSV um die »Opis« Woelk, Lienen und »Tönnchen« Tönnies das gepflegte Kurzpaßspiel bevorzugten, übten sich die Unioner in der klassisch-englischen Wintertaktik; weite Bälle, weite Wege. Und waren erfolgreich. Kurz vor der Pause durften sie das Führungstor erzielen. Boshafterweise nutzte ein Ex- Duisburger ein Kuddelmuddel im Strafraum. Günther Thiele, erst vor kurzem nach Berlin gewechselt, konnte aus fünf Metern frei ins Tor treten.

Nach der Pause schienen die Unioner einiges mißverstanden zu haben. Getreu dem Song »Eisern Union« entwickelte sich ein hartes Gekloppe. So testete Seier mit der Stiefelspitze, ob sein Gegenüber Steininger wirklich »außen hart und innen weich« sei, nahm Schulz permanent alle »in den Arm« und zeigte sich Tönnies bei jedem bösen Fußtritt »so verletzlich«. Daß sie doch ein bißchen können, zeigte der eingewechselte Adamczewski. Er hielt sich beim Treten raus, wechselte lieber leichtfüßig über den Platz und vergab zwei dicke Konterchancen. Das 2:0 durfte er aber trotzdem erzielen, per Handelfmeter.

Die Duisburger warteten nur noch auf den Schlußpfiff. Pottsauer war Ewald Lienen: »Was die Unioner auf die Knochen gekloppt haben, war für ein Freundschaftsspiel unglaublich, ebenso die Sprüche der Spieler. Wenn das DDR-Standard war, kein Wunder, daß die international so schlecht waren.«

Schmiernik