Mecklenburger Meister der Faust

■ Durch einen 14:12-Sieg gegen den TSC Boxring Berlin sicherte sich der Schweriner SC vorzeitig die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft/ Sven Ottke gewann Prestigeduell gegen Torsten Schmitz

Berlin (taz) — Die Fachwelt nennt sie andächtig »die stärkste Vereinsmannschaft Europas«: die Boxstaffel vom Schweriner SC. Und für Europas Beste sollte der nationale Meistertitel in der »Deutschland-Liga« nun wahrlich kein Wunderwerk sein. Auch nicht, wenn einer der Mitfavoriten, der TSC Boxring Berlin, als Gegner im Ring stand.

In der Sporthalle Charlottenburg gingen die Schweriner schnell in Führung und gaben diese gegen einen allerdings grippegeschwächten Gegner bis zum 14:12-Sieg nicht mehr ab. 8:0 Punkte hat der mit Olympiasiegern, Europameistern und vielversprechenden Nachwuchskräften gespickte Klub nun bereits zusammengeboxt, bei zwei ausstehenden Kämpfen — in Ahlen und vor heimischer Kulisse gegen Berlin — ist den Mecklenburgern die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen.

Daß es für die Schweriner mit Fortdauer des Boxvergleichs noch einmal eng wurde, ging unter anderem auch auf die Kappe der mit recht merkwürdigen Entscheidungen aufwartenden Herren Punktrichter aus dem Württembergischen. So löste das Remis-Urteil im Halbmittelgewicht zwischen dem Herthaner Marcus Rennefahrt und seinem klar dominierenden Gegner Wolfram Schmidt nicht nur im Schweriner Fanblock ungläubiges Kopfschütteln und höhnisches Gelächter aus.

Vor allem Leichtgewichtler Adnan Özcoban bei seinem Unentschieden gegen den früheren DDR-Meister Heiko Hinz und Istvan Kovacz bei seiner technisch brillanten Vorstellung im Fliegengewicht (Abbruchsieg gegen Jens Maukow) sorgten für Stimmung unter den 2.000 Zuschauern. Das als Topereignis angekündigte Mittelgewichtsduell zwischen Sven Ottke und Torsten Schmitz, den »Boxern des Jahres 1990« der beiden damals noch bestehenden deutschen Verbände, erfüllte hingegen nicht die hochgesteckten Erwartungen. Am verdienten Punktsieg des sechsfachen DABV—Meisters aus Berlin gab es nichts zu deuteln, auch wenn Schwerins Cheftrainer Otto Ramin mit den Wertungen der Punktrichter nicht ganz einverstanden war: »Einem Ottke darf man in Berlin wohl nicht wehtun.«

Als die Boxring-Cracks nach Christian Sobeckis Sieg über Junioren-Weltmeister Torsten Bengtson plötzlich wieder Morgenluft witterten und darauf spekulierten, zumindest noch ein Remis aus dem Feuer reißen zu können, zerstörte Schwergewichts-Europameister Sven Lange alle Hoffnungen. Sein hart umkämpfter 2:1-Erfolg über Maik Heydeck brachte den Titel für den Schweriner SC, dem 14tägigen Amerika-Trip — ein Dankeschön des Sponsors für den Gewinn der ersten Boxmeisterschaft der »Neuzeit« — steht nichts mehr im Wege.

Beim Rückkampf gegen den Boxring Berlin Mitte März können sich die Champions dann vom eigenen Publikum gebührend feiern lassen. Sven Lange versprach den Fans schon mal eine »Supervorstellung«. Gerhard Munzke

Bantam: Berg (S) 3:0-PS über Krüger; Feder: Tews (S) kampflos; Halbwelter: Zülow (S) 3:0-PS über Marzahn; Welter: Urkal (B) — Stegemann remis