: „Wilde 13“ wendet Hamburger GAL
■ GAL geht koalitionsbereit in Bürgerschaftswahlkampf/ Gruppe „Wilde 13“ besiegt GAL-Linke
Hamburg (taz) — Der letzte ökosozialistische Landesverband der Grünen ist gewendet. Die „Grün-Alternative Liste“ (GAL) Hamburg wird koalitionsbereit in den Bürgerschaftswahlkampf gehen. Wahltermin ist der 2.Juni. Erstmals in der GAL-Geschichte sahen sich die Linken am Samstag während einer Mitgliederversammlung einem stabilen 60-Prozent-Block gegenüber, der in jeder Frage durchstimmte. Fazit: Die Frage nach einer möglichen Regierungsbeteiligung führte zum offenen Bruch, vor der entscheidenden Abstimmung zog die GAL-Linke geschlossen aus.
Die Übriggebliebenen beschlossen mit einer Dreiviertelmehrheit, der SPD bei entsprechenden parlamentarischen Mehrheiten, Gespräche über eine Koalition anzubieten. Genugtuung löste diese Wende bei denen aus, die sich voriges Jahr von der GAL abgespalten hatten. Sie drückten die Hoffnung aus, daß nun die Atomisierung der Grün-Alternativen in Hamburg noch zu verhindern sei. Derzeit wollen GAL, „Grünes Forum“ (GrüFo), eine Frauenliste und eventuell auch die PDS zur Wahl antreten.
Die GAL-Wende wurde von einer Gruppe grüner Bezirkspolitiker herbeigeführt. Die hatte sich mit Basismitgliedern und der Bürgerschaftsabgeordneten Dagmar Pelzer verstärkt und sich den Namen „Wilde 13“ gegeben. Auf einer Mitgliederversammlung am 19.Januar war diese Gruppe mit ihrem Versuch, Koalitionsbereitschaft in die wahlpolitische Erklärung zu schreiben, gescheitert; am Samstag jedoch hatte sie jederzeit die deutliche Mehrheit der 150 anwesenden GALerInnen.
Nachdem die Linken in mehreren Geschäftsordnungs-Abstimmungen klar unterlegen waren, verließen sie kollektiv die Versammlung. So zogen unter anderem sechs von neun anwesenden Landesvorstandsmitgliedern und alle Hamburger Delegierten des grünen Bundeshauptausschusses aus. Die Verbliebenen setzten vorsichtshalber den Tagesordnungspunkt Landesvorstandsneuwahlen auf die Tagesordnung der nächsten Mitgliederversammlung, die bereits am 2.März stattfinden soll. Bislang gibt es aber keine Rücktritte. Die Linken erklärten gestern: „Wir werden die GAL nicht kampflos durch Rücktritt oder Austritt aufgeben.“
Der Sprecher der realpolitischen GAL-Abspaltung GrüFo, Martin Schmidt, begrüßte die Entwicklung der GAL — genauso wie die Bürgerschaftsabgeordnete der ebenfalls im vorigen Jahr von der GAL abgespaltenen Frauenfraktion, Krista Sager. Das GrüFo wird von Teilen der Fraktionsfrauen unterstützt. Andere Fraktionsfrauen wollen eine neue Frauenliste aufstellen. Krista Sager erklärte nach der GAL-Versammlung: „Nun muß so schnell wie möglich geprüft werden, ob es noch einen Weg gibt, drohende grüne Konkurrenzkandidaturen abzuwenden.“
Der Landesgeschäftsführer der PDS, Andreas Grünwald, der gleichzeitig immer noch GAL-Mitglied ist, stimmte während der Versammlung immer mit der „Wilden 13“ — wohl die einzige Möglichkeit, neben der GAL einen politischen Raum für seine Organisation zu schaffen. Jürgen Oetting
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