: Anschlag auf spanische Staatsspitze vereitelt
■ Spanische Tageszeitung 'El Pais‘ veröffentlicht Putschpläne aus 1985/ Königsfamilie und Regierungschef sollten ermordet werden
Madrid (taz) — Der „Tag der Streitkräfte“, der 1. Juni, wird in Spanien traditionell durch pompöse Aufmärsche, Kunstflüge der Luftwaffe und Manöver der Marine gefeiert. Am 1. Juni 1985 jedoch hätte das militärische Spektakel beinahe eine neue Militärdiktatur eingeleitet. Wie 'El Pais‘ am Sonntag berichtet, planten damals Militärs, während der Feier in der galizischen Hafenstadt La Coruna die Ehrentribüne in die Luft zu sprengen. Auf der Tribüne saßen die spanische Königsfamilie, Premierminister Felipe Gonzalez, Verteidigungsminister Narcis Serra und die Spitze des JUJEM, der Chefs des Generalsstabs. Der Anschlag hätte der ETA angelastet werden und als Vorwand dienen sollen. Daß dieser erneute Putschversuch scheiterte, liegt zum einen an Gerüchten, die loyalen Militärs zu Ohren kamen, zum anderen an einem apokalyptischen Artikel über die nordwestspanische Provinz Galizien, der am 1. Februar in der rechtsradikalen Zeitung 'El Alcazar‘ erschienen war. Die düsteren Prophezeiungen des putschistenfreundlichen Blatts verstärkten den Verdacht des Geheimdienstes.
'El Pais‘ gibt an, auf die Spuren dieses geplanten Attentats durch Recherchen zum Tejero-Putsch gestoßen zu sein, der sich dieses Jahr zum zehnten Mal jährt. Die spanische Regierung informierte von dem Anschlag nur bestimmte Führungsmitglieder der Opposition. Das offizielle Schweigen ist nicht weiter erstaunlich. Seit dem Putschversuch des Oberstleutnants Antonio Tejero 1981, der vermutlich nur der sichtbare von drei geplanten Putschen war, sind mehrere Putschversuche gescheitert. Während der Tejeroputsch noch den König als künftiges Staatsoberhaupt vorsah, sollte dieser bei dem nun bekannten Attentatsversuch das Zeitliche segnen: Schließlich hatte er beim Tejeroputsch, zwar mit zehn Stunden Verspätung, aber doch, die aufständischen Miltärs aufgefordert, in ihre Kasernen zurückzukehren. Antje Bauer
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