„Baker mag Schamir nicht“

■ Im US-Außenministerium herrscht große Verärgerung über Israel

Washington (taz) — „Baker mag Schamir nicht.“ Auf diese knappe Formel brachten Mitarbeiterinnen des State Department den Unmut des US-Außenministers über die israelische Regierung. Doch allein damit oder mit persönlichen Animositäten ist die derzeit äußerst israelkritische Stimmung nicht zu erklären. Die jüngsten Äußerungen von Botschafter Zalman Shoval haben den seit der ersten Kriegswoche im State Department herrschenden Eindruck bekräftigt, die Regierung Schamir versuche soviel finanziellen und politischen Profit wie möglich aus dem Golfkrieg zu schlagen. Nach den ersten irakischen Scud-B-Raketenattacken auf Israel hatten Abgesandte Schamirs in Washington neben der Forderung nach „Patriot“-Abwehrraketen auch gleich die nach 13 Milliarden US-Dollar auf den Tisch gelegt. Am meisten ärgert Baker jedoch der Versuch Schamirs, die Bush-Administration jetzt auf eine endgültige Absage an eine Nahostkonferenz und an Verhandlungen mit den Palästinensern festzulegen. „Für die Sicherheit Israels sind US-Soldaten am Golf gestorben, und jetzt verhindert die Regierung Schamir eine umfassende Lösung der Nahostprobleme“ — eine entsprechende Argumentationslinie läßt Baker derzeit bereits für die Nach-Golfkriegszeit entwickeln. Sollte er diese Karte öffentlich spielen, könnte zum ersten Mal seit 1948 die traditionell israelfreundliche Haltung im US-Kongreß und der Öffentlichkeit grundlegend umschlagen. azu