■ Pain Teens

Houston, Texas. Stell Dir vor, Du kommst mitten in der Nacht mit dem Greyhound an, hängst an der Busstation rum und bist es leid, die stundenlange Warterei auf Deinen Anschlußbus mit Flippern zu vertrödeln. Also gehst Du in die nächste Bar und dort spielt eine Band. Ganz sicherlich erwartest Du etwas sehr Redneckmäßiges, etwas mit Steelguitars und Stetsons oder zumindest Baseball-Kappen. Doch Du täuscht Dich, stattdessen spielen die Pain Teens.

Die Pain Teens sind aus Houston und endlich mal eine Band, die ihrem Bandnamen voll Rechnung trägt. Die Platte zum Frühstück aufgelegt, hat auf jeden Fall strafendes Stöhnen und vorwurfsvolle Blicke aus tiefgeränderten MitbewohnerInnen-Augen zur Folge. Wohlklang ist ein Fremdwort für diese Band. Sie benutzen Geigen, lassen Tapes rück-, vor- und sonstwärts laufen, loopen wie die Blöden und übersteuern und verzerren ihre Gitarre zähnefletschend nervenzerfetzend. Gesang ist so gut wie nicht vorhanden. Reden werden vorgetragen, Geschichten erzählt, Sprach- und Geräuschfetzen eingespielt, es wird viel geschrien und gekrächzt.

Natürlich ist genau Houston — im Gegensatz zu obigem Klischee — die Stadt solche musikalischen Monster hervorzubringen. Houston gehört zu den zehn Städten in den USA mit der höchsten Kriminalitätsrate und ist — nach Eigenaussage der Band, die das als Quelle der Inspiration ansehen — voll von Killern, Psychos und Verrückten. Dies hat nicht nur solche Musik, sondern auch ein paar rüde Sitten zur Folge. Sängerin Bliss Blood erzählt: »Ich schrieb einen Song, der locker auf dem Charakter Juliette aus dem Marquis de Sade basiert, und ich dachte, wir könnten auf der Bühne — nur für diesen einen Song — etwas spielen. Wir hatten einen Freund, der Masochist ist, und er war richtig wild darauf, auf die Bühne zu kommen und ausgepeitscht zu werden. Und jetzt holen wir, jedesmal wenn wir spielen, jemanden aus dem Publikum auf die Bühne. Es begann als Rollenspiel, aber irgenwann kannten mich die Leute als das Mädchen, das mit ihrer Band Leute auf der Bühne auspeitscht.«

Aber natürlich sind die Pain Teens als Einzelpersonen eben nicht solche Monster, wie ihre Musik und ihr Bühnengehabe vermuten läßt, sondern verbringen Weihnachten immer noch brav zuhause bei ihren Eltern. (Um 21 Uhr im Ecstasy) to