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Wenn im Schlummerland die Monstersuppe überkocht

■ Premiere im Schauspielhaus: „Das Traumfresserchen“, eine Kinder-Oper

Die Bühne kellerdüster; in einem Riesenkessel brodeln schwarze Monster und regenbogenfarbene Träume. Wenn die Monstersuppe überkocht, wälzen die Menschen sich in düsteren Alpträumen. Damit das nicht passiert, schlingt das Traumfresserchen mit dem Hornmesserchen und dem Glasgäbelchen alles hinunter, was über den Rand schwappt.

O Kindheit ohne Ende, die gestern als Oper vom Traumfresserchen ihre Welturaufführung im Bremer Goethetheater erlebte! Kinderbuchautor Michael Ende schrieb seine Bilderbuchvorlage zum Libretto um, Orff-Schüler Wilfried Hiller ersann die Musik. Endes Botschaft: Wer in der Nacht richtig gut schlafen kann, hat am Tag einen klaren Kopf und ein freundliches Gemüt.

Das singt der sonore König von Schlummerland (Frido Meyer- Wolff) seiner Tochter Schlafittchen (Audray Luna), die sich in güldenem Gewand auf güldenem Bett inmitten der Bühne räkelt, Teddy und Kuschelkissen umterm Arm. Der königliche Papa verrät ihr auch, wie sie gut schlafen kann: in dem sie alles Böse und Häßliche aus ihrem Leben verbannt. Den väterlichen Rat befolgend, vertreibt sie das häßliche Traumfresserchen (Im Bilderbuch glich es noch einem Stückchen Mondlicht, in der Oper hatte es sich zu einem grünen Kugel-E.T. gemonstert).

Das dramatische Bühnengeschehen nimmt seinen Lauf, denn um den ruhigen Schlaf der königlichen Familie ist es geschehen. Ende läßt Ärzte auftreten, die mit lateinisch tönender Ratlosigkeit ihren Berufsstand veralbern. Kissenstaffierte Tippsen tratschen trällernd über den schlechten Schlaf der Gekrönten.

Die Darstellung pendelt zwischen kindertümelnd und witzig. Distanz zur fabulierten Märchenwelt läßt Ende aufblitzen, wenn die majästetische Königinmutter (Katherine Stone) aus vielen Koffern eine „Zaubermuschel“ hervorkramt, um mit ihrem weltreisenden Gemahl zu „telefonieren“, was erst gelingt, nachdem Tochter Schlafittchen die Antenne herauszieht. Am Ende aber können alle wieder gut schlafen.

Das Bremer Premierenpublikum war entzückt über die bunte heile Kinderwelt, in der sich sogar die Revolution der Schlummerländer gegen ihr frevelhaft schlafloses Herrscherhaus noch so niedlich ausnahm. Auch die fein geschniegelten Kinder gaben auf die Frage, wie's denn gefiele, fein geschniegelte Antworten: „gut“ und „schön“ sei es. Bei der Nachfrage nach der Musik kräuselte sich allerdings manches Näschen: „Na ja!“ Ein brav gescheitelter Zehnjähriger immerhin teilte mit, ihm gefalle die Musik sehr, er habe auch schon die Zauberflöte gesehen und was man sonst so kennt als gebildetes Kind.

Aber Hiller bot auch opernunerfahrenen Kindern und Erwachsenen durchaus verträgliche und unterhaltsame Kost. Es orffte des öfteren, was Wunder. Viel Klangmalerei zum Bühnengeschehen. Mit dem Lied vom Traumfresserchen ist ihm ein regelrechter Ohrwurm gelungen. Uneingeschränktes Lob von allen Seiten und Beifall auf offener Szene gab es für die rasch wechselnden Bühnenbilder von Kathrin Kegler: viel Schwarz mit leuchtenden Farben, klar aufgebaut aus Kreis und Diagonale, wunderbar ergänzt durch die Kostüme von Franz Lehr, der sich zum Thema Schlaf allerlei Kissen, Steppdecken, Troddeln und Schlafanzüge als Bestandteil der Kleidung einfallen ließ. Ein Hoch auch auf die neue Theatertechnik! Fazit: Viel schöne, gefällige Form, der Inhalt „na ja“. Annemarie Struß-v.Poellnitz

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