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US-Kriegskosten vielfach höher als veranschlagt

ISP-Studie: Weder Veteranenrenten noch Zinslasten berücksichtigt  ■ Aus Washington A. Zumach

Die Kosten des Golfkrieges für die US-amerikanische Volkswirtschaft dürften langfristig rund zwölfmal so hoch sein wie bislang vom Pentagon und vom Budgetbüro des Kongresses kalkuliert. Zu diesem Ergebnis kommt das renommierte Washingtoner Institut für Politikstudien (ISP), das neben den während des Krieges anfallenden Kosten auch die langfristigen Ausgaben für die Veteranenversorgung und die Zinslasten berechnete.

Pentagon und Budgetbüro des Kongresses kalkulierten die Kosten für einen zweimonatigen Krieg auf 86 Milliarden US-Dollar. Sie gingen dabei von den bis Kriegsbeginn entstandenen Ausgaben von 11,4 Milliarden US-Dollar sowie von einem 30tägigen Luftkrieg mit 500 Millionen sowie einem 30tägigen Bodenkrieg mit zwei Milliarden Dollar täglicher Kosten aus. Darüber hinaus entstehende Kosten sind in der Kalkulation nicht enthalten.

Das ISP verweist nun darauf, daß aus dem US-Budget noch Mitte der siebziger Jahre eine Million Dollar jährlich an Nachkommen der Veteranen des vor über 120 Jahren beendeten Bürgerkrieges gezahlt wurden. An die Kinder und Enkelkinder der Kämpfer im Krieg mit Mexiko Anfang dieses Jahrhunderts gehen heute noch pro Haushaltsjahr mehrere Millionen. Weit größere Beträge verursacht nach wie vor der Erste Weltkrieg. Zahlungen an Veteranen des Zweite Weltkrieges schlagen heute jährlich mit zwölf Milliarden Dollar zu Buche. Noch höhere Folgekosten verursachen Korea- und Vietnamkrieg.

Zahlungen an Veteranen und ihre Nachkommen betrugen bislang durchschnittlich 278 Prozent der Ausgaben für die eigentliche Kriegsphase — in heutigen Dollars und inflationsbereinigt. Zu diesem Ergebnis kommt das IPS nach Auswertung der Daten aller vorangegangenen Kriege der USA. Angewandt auf die vom Pentagon kalkulierten 86 Milliarden Dollar für den Golfkrieg bedeutete dies weitere Ausgaben in Höhe von 239 Milliarden Dollar, insgesamt also 325 Milliarden.

Das Haushaltsdefizit der USA beträgt jetzt schon über 300 Milliarden Dollar jährlich. Die Sanierungs- und Versicherungskosten für die zusammengebrochenen Sparkassen und Kreditinstitute werden die kommenden Budgets mit weitern rund 500 Milliarden Dollar belasten. Präsident Bush und der Kongreß sind fest entschlossen, die Steuern nicht zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund geht das IPS davon aus, daß die Regierung sich die 325 Milliarden Dollar für die Begleichung der Kriegs(folge)-Kosten in Form langfristiger Kredite auf dem Kapitalmarkt besorgen muß. Zur Zeit zahlt sie für Kredite mit einer Laufzeit von dreißig Jahren jährlich 8,25 Prozent Zinsen. Zu den geliehenen 325 Milliarden Dollar kämen so 780 Milliarden Zinsen hinzu. Insgesamt kostete der Golfkrieg die US-Volkswirtschaft damit statt der vom Pentagon angesetzten 86 Milliarden Dollar langfristig 1,105 Billionen Dollar.

Unberücksichtigt geblieben sind bei der IPS-Kalkulation allerdings die Hilfsgelder der Alliierten. Doch auch wenn dadurch die Ausgangssumme bei „nur“ 40 Milliarden Dollar läge, würde mit 383 Milliarden Dollar immer noch fast das Zehnfache jenes Betrages fällig werden. In die Nähe dieser Niedrigkostenkalkulation gerät indessen das, was das IPS zur Veranschaulichung jener enormen Kosten aufführt. Mit 550 Milliarden Dollar, nämlich der Hälfte der vom IPS ausgerechneten 1,1 Billionen, ließe sich statt eines Krieges finanzieren:

die völlig Sanierung der Sparkassen und Kreditinstitute, oder

die sechsjährige Anstellung aller offiziell registrierten 6,2 Millionen arbeitslosen US-AmerikanerInnen in öffentlichen Beschäftigungsprogrammen mit einem Jahresgehalt von 20.000 US-Dollar, oder

eine Erhöhung der diejährigen Haushaltsansätze für Gesundheitsprogramme für Mütter und Kinder um das 1.300fache oder der Mittel für die Grund- und Hauptschulausbildung um das 38fache.

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