Irans Außenminister besucht Bonn

 ■ Von Ferdos Forudastan

Bonn und Teheran werden ihre Zusammenarbeit auf allen Gebieten ausweiten. Beide Länder hoffen, daß der Irak einlenkt. Thema der Gespräche zwischen Irans Außenminister Velayati und Genscher ist außerdem eine mögliche stabile Friedensordnung nach dem Krieg. Beide stimmen überein, daß die „Lösungen für die tiefgreifenden Probleme der Region aus der Region selbst kommen müssen...“ Viel mehr teilte das Auswärtige Amt zum Besuch des iranischen Außenministers, der gestern in Bonn begann, vorerst nicht mit. Genscher empfängt seinen Teheraner Amtskollegen kurz nachdem er selbst von einer kurzen Reise in den Nahen Osten zurückgekehrt ist. Velayati, der bis Mittwoch in Deutschland bleibt, hat sich gestern nachmittag auch mit Bundeskanzler Helmut Kohl getroffen. Sprechen wird er überdies mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und führenden Vertretern der Bonner Parteien und der Wirtschaft.

Daß in Bonn gestern nachmittag noch kaum etwas über das Gespräch zwischen Genscher und Velayati mitgeteilt wurde, hat verschiedene Gründe: Gesprächsthema ist besonders die aktuelle Lage am Golf. Darum werden sich Genscher und Velayati mit Verlautbarungen vermutlich zurückhalten, bis klar ist, was die Mission des irakischen Außenministers Tarik Aziz in Moskau erbracht hat.

Außerdem soll bei den Treffen Velayatis mit deutschen Regierungspolitikern um etwas gehen, das noch so unausgegoren wie heikel ist: die sogenannte Friedensordnung für die Zeit nach dem Krieg. Auf seiner gerade zurückliegenden Reise durch Ägypten, Syrien und Jordanien hatte Bundesaußenminister Genscher signalisiert, daß Deutschland die (vagen) Vorstellungen dieser arabischen Staaten von einer Nachkriegsordnung unterstützt. Grundelement der Vorstellungen ist eine neu von Ägypten, Syrien und Saudi-Arabien zu schmiedende Machtachse im Nahen und Mittleren Osten. Dies dürfte mit Teheraner Plänen für die Zeit nach dem Krieg kollidieren: Schon jetzt versucht das iranische Regime in der Region immer mächtiger zu werden.

Der Deutschlandbesuch Velayatis dürfte freilich nicht nur wegen dieser wachsenden iranisch-arabischen politischen Konkurrenz und der Bonner Rolle dabei wichtig sein: Hans-Dietrich Genscher geht es auch darum, Iran vor einem Schwenk hin zum Irak abzuhalten. Zwar erklärt Teheran unausgesetzt seine Neutralität. Falls der Krieg sich jedoch ausweitet und Israel eingreift, könnten sich die konservativen Mullahs im Iran durchsetzen. Seit längerem fordern sie, den „großen Teufel USA“ mit dem „kleinen Teufel Irak“ zu schlagen.