Domowina in Not

■ Sorbischen Vereinigungen fehlt Geld

Bautzen. Gefahren für die Wahrung von Identität und kulturellem Erbe des sorbischen Volkes birgt die Finanzlage der Domowina in sich. Der seit 1912 bestehende Dachverband aller Kreis-, kulturellen, religiösen und weiterer jetzt neuentstehenden Verbände — diese Entwicklung war auf der Jahreshauptversammlung der vor dem Herbst 1989 SED-gesteuerten „sozialistischen Nationalorganisation“ des kleinsten slawischen Volkes beschlossen worden — hat seit Jahresbeginn keinerlei finanzielle Zuwendungen erhalten.

„Gerade jetzt, als sich die von allen Gruppierungen und Strömungen im sorbischen Volk gewünschte Neuprofilierung vollziehen soll, müssen Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt werden, ist das Instrument der sorbische Renaissance nur eingeschränkt handlungsfähig“, äußerte in Vertretung vom Domowina-Vorsitzenden Bernhard Ziesch Raphael Schäfer. Ohne die Unterstützung der Düsseldorfer Hermann-Niemann-Stiftung wäre es beispielsweise nicht möglich gewesen, die alljährlich im Leben der 60.000 sorbischen BürgerInnen Sachsens und Brandenburgs als nationaler und kultureller Höhepunkt geltende „Vogelhochzeit“ — eine Reihe volkskünstlerischer und dem Erbe verpflichteter Programme — über „die Bühnen in der Ober- und Niederlausitz zu bringen“. Mangels finanzieller Mittel stand auch die „Olympiade der sorbischen Sprache“ für Mädchen und Jungen des zweisprachigen Gebietes vor dem Aus, der für die Bewahrung der sorbischen Sprache und damit des Volkes bedeutende SchülerInnenwettbewerb wur ebenfalls mit Niemann-Hilfe „gerettet“.

Es wird die Gründung einer „Stiftung für das sorbische Volk“ angestrebt, an der Bund und Länder gleichermaßen beteiligt sein sollen. „Wir wollen und sollen zum Brückenschlag nach Osteuropa beitragen, unsere Erfahrungen einbringen in Europa“, gab Raphael Schäfer den Standpunkt der Domowina wieder. Dafür bedürfe es jedoch auch kurzfristiger Lösungen vor allem bei der finanziellen Ausstattung des Dachverbandes, nach denen gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen zu suchen sei. adn