Hassemer will Ketzin helfen

■ Umweltsenator erklärt der Müllgemeinde Ketzin, daß auch Berlin Verursacher dortiger Umweltprobleme ist und bei Lösung helfen wird

Ketzin. Umweltsenator Volker Hassemer trieb es gestern nach Ketzin. Die dortige Bürgerinitiative hatte wegen der akuten Probleme durch die Mülldeponie, auf die seit Jahren westdeutscher und Berliner Müll gekarrt wird, eine Bürgerversammlung einberufen, zu der auch Brandenburgs Umweltminister Matthias Platzek gekommen war. Hassemer wollte den Ketzinern, die sich vor allem Sorgen um die Qualität ihres Trinkwassers und ihrer Gesundheit machen, mit seinem Besuch zeigen, daß die Umweltprobleme nicht nur die Probleme der Gemeinde seien: »Wir sind die Verursacher, unser Müll liegt auf ihrer Deponie.« Berlin lasse sich verpflichten, »bei diesem immensen Problem mitzuhelfen«. Der CDU-Senator wollte sich aber nicht darauf festlegen, wieviel Hauptstadt-Millionen der Gemeindekasse zugeschossen würden, um die Sanierung der Deponie und den Bau eines notwendigen Trinkwasser- und Abwasser-Leitungssystems mitzufinanzieren.

Bei der Versammlung im Jugendclub Druschba stellte sich heraus, daß entgegen den Versprechungen der Landesregierung nicht nur mehr Hausmüll, sondern offenbar noch immer gefährlicher Sondermüll in Ketzin verscharrt wird. Ein Anwohner hatte kürzlich blaue Säcke auf dem Deponiegelände gesehen, die mit einem großen A gekennzeichnet gewesen seien. Der Buchstabe werde für Asbestabfälle verwendet. Die Säcke seien aufgeplatzt gewesen. Hartwig Berger von der Berliner AL erzählte, daß aus der Spreemetropole weiterhin Rückstände zur Deponie gefahren würden, die beim Reinigen von kontaminierten Böden anfallen. Unter anderem sei dies Ölschlamm. Umweltsenator Hassemer konnte immerhin verkünden, daß die Rückstände aus der Rauchgasreinigung der Berliner Müllverbrennungsanlage in Ruhleben demnächst nach Westdeutschland zur Weiterverarbeitung geliefert werden. Die Filterstäube müßten aber auch weiterhin nach Ketzin. Man sei aber auch hier mit »Geschäftspartnern« im Gespräch.

Marlies Oettel von der Ketziner BI forderte unter anderem, daß die Gemeinde die Müllieferungen kontrollieren müsse. Keiner wisse, welche Giftstoffe auch heute noch in Müllwagen angeliefert werden. Ein unabhängiges Institut solle die Ladungen begutachten und analysieren. Das Geld müsse die Landesregierung oder der Berliner Senat bezahlen. Umweltminister Platzek ging auf die Forderung nicht ein. Der Bündnis-90-Mann sagte zu den vier Millionen Mark, die beim Bau einer Trinkwasserleitung von Staaken nach Ketzin fehlen, daß die Vorgängerregierung in den letzten vier Wochen ihrer Amtszeit Dinge versprochen habe, für die es kein Geld gebe. Er habe bei seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr jedenfalls keine Mark in der Regierungskasse gefunden. Dirk Wildt