IRA-Prozeß beginnt

■ Sicherheitshysterie im niederländischen Roermond

Berlin (taz) — Die Innenstadt von Roermond, einer Provinzstadt im Süden der Niederlande, gleicht seit gestern einer uneinnehmbaren Festung. Zahllose Geschäftsstraßen wurden seit den frühen Morgenstunden abgeriegelt, Hunderte von Polizisten sollen die Sicherheit all jener gewährleisten, die unmittelbar und mittelbar mit dem Prozeß gegen Gerald Harte, Sean Hick, Donna McGuire und Paul Hughes zu tun haben — die vier mutmaßlichen IRA- Aktiven, die im Verdacht stehen, im Mai 1990 in Roermond die zwei Australier Nick Spanos und Stephan Melrose ermordet zu haben. Die Sicherheitsvorkehrungen, darunter angeblich sogar das Verbot, im Gerichtssaal zu zeichnen, kommen nach Meinung vieler Beobachter schon einer Vorverurteilung gleich.

Ausschlaggebend im Prozeß ist nicht die Frage, ob den Angeklagten ihre IRA-Mitgliedschaft nachgewiesen werden kann, sondern Staatsanwalt Laumen wird beweisen müssen, daß die vier einen vorsätzlichen Mord begangen haben. Bisher streiten die Angeklagten jegliche Beteiligung am Mord sowie eine IRA-Mitgliedschaft ab. Für die Ermittler steht beides außer Zweifel, ob aber die Beweise für eine Verurteilung wegen vorsätzlichen Mordes ausreichen werden, ist noch unklar; in den vergangenen Monaten gingen die Meinungen über die Aussagekraft der gesammelten Indizien häufig auseinander. Henk Raijer