Schäferhund mit Lippenstift

Wie Michael Jackson wirklich aussieht, weiß kein Mensch. Der eitle Sänger hat sich so oft freiwillig dem Skalpell des Schönheitschirurgen ausgeliefert, daß auch er selbst nur noch ahnen kann, wie er wohl ohne die Schnippeleien aussehen würde. Heutzutage braucht sich kein Mensch mehr auf die Natur verlassen, alles kann geändert werden, Schönheit, oder was man dafür hält, gibt's in der Klinik an der nächsten Ecke.

Ein befreundeter Arzt, der in diesem Gewerbe sein Geld macht, erzählte mir einmal, wie so etwas vor sicht geht: „Da kommt dann zum Beispiel eine 20jährige in mein Büro, knallt mir den 'Playboy‘ auf den Tisch und verlangt: ,So einen Busen will ich haben.‘ Dabei hat sie selbst eine wunderschöne Brust. Ich verwickle sie zuerst immer in ein Gespräch, erkläre ihr die Nachteile so einer Operation, aber meistens ist nichts zu machen. Sie will genau den gleichen Busen wie Kim Basinger, und den bekommt sie dann auch.“

Das kann auch für den Arzt gefährlich werden, wenn er sich zum Beispiel nicht genau an die Vorlage hält. In den USA wurde jetzt ein Chirurg verurteilt, einer Patientin zehn Millionen Dollar Schadensersatz zu zahlen, weil er ihre Brüste zu stark verkleinert hatte.

Eine dieser Skalpell-Attraktionen ist Cherilyn Sarkisian LaPierre, bekannt unter der Abkürzung Cher (44). Sie hat sich in knapp 20 Jahren 12mal unters Messer gelegt. Nase, Wangen, Brust, Nabel, Bauch, Oberschenkel und Arsch — Cher hat alles ändern lassen und steht dazu: „Um mir selber zu gefallen, tue ich fast alles. Selbst wenn ich meinen Busen auf dem Rücken tragen wollte — es ist mein Körper, und der geht niemanden was an. Okay?“ Na sicher ist das okay, liebe Cher. Meine Freundin behauptet zwar, du siehst inzwischen aus wie ein Schäferhund mit Lippenstift, aber ich bin da ganz anderer Meinung. Deshalb finde ich es auch schade, daß du deinen Körper nicht so, wie du ihn geschaffen hast, der kämpfenden Truppe am Golf zeigen darfst. Da machst du dir schon die Mühe, ein Video aufzunehmen, um die Jungs ein bißchen scharfzumachen, und dann verbieten diese verklemmten Saudis den Spaß. Nicht einmal „den schönsten Nabel der Welt“ wollten die prüden Wüstensöhne unbedeckt durchgehen lassen. Das blöde Operation-Desert-Storm- T-Shirt ist da natürlich überhaupt kein Ersatz. Mach dir nichts draus. Überleg dir lieber, was der Schönheitsdoktor als nächstes mit deinem Körper anstellen soll. Karl Wegmann