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Funkstille herrscht in Kairo

Ägypten läßt sich von der Gorbatschow-Friedensinitiative nicht im geringsten aus der Ruhe bringen/ Bodenkrieg ist Thema Nummer eins  ■ Aus Kairo Karim El-Gawhary

Wer gestern in der ägyptischen Presse nach einer offiziellen Stellungnahme der Kairoer Regierung zu den neuen diplomatischen Initiativen aus Moskau und Teheran suchte, der blätterte vergeblich. Bereits am Wochenende wurde die erste Rückzugsankündigung des Irak von den Golfstaaten, Syrien und Ägypten abgelehnt. Seitdem herrscht Funkstille in Kairo. Auch wenn der ägyptische Botschafter in Moskau ständig über die neusten Entwicklungen der Initiative informiert wird — das Land am Nil scheint mit all dem nicht viel zu tun zu haben.

Lediglich die am Mittwoch erschienene linke Oppositionszeitung 'Al-Ahali‘ kritisiert, daß die USA trotz des irakischen Rückzugsangebots den Krieg fortsetzen. Auf der Meinungsseite der 'Al-Ahram‘ heißt es dagegen, die Verzögerung des Landkrieges zugunsten Iraks sei das „unsichtbare Ziel“ der neuen Initiative aus Bagdad.

Überhaupt ist der bevorstehende Landkrieg das Thema Nr. 1 von der Presse bis zu den Kairoer Kaffeehäusern. Dort macht sich inzwischen eine leicht depressive Stimmung breit. Die letzten Nachrichten über die intensiven Bombardements auf Bagdad und die iranischen Meldungen über 80.000 irakische Tote seit Kriegsbeginn waren der Anlaß für diese sich breitmachende Grundstimmung. „Sie bombardieren den Irak in Schutt und Asche“ war der Kommentar eines Kaffeehausbesitzers in der Kairoer Altstadt, als er kopfschüttelnd vor seinem Radio saß.

Währenddessen geht in Regierungskreisen die Diskussion über eine Nachkriegsordnung weiter. Der kuwaitische Handelsminister versprach am Dienstag, daß ägyptische Firmen beim Wiederaufbau Kuwaits beteiligt werden. In einem aufgestellten Sorfortaufbauprogramm nach Ende des Krieges soll Ägypten zu 13 Prozent beteiligt werden. Für dieses Programm sind 550 Millionen Dollar vorgesehen. Ein Vertrag mit einer ägyptischen Medikamentenfirma im Wert von 15 Millionen DM wurde bereits abgeschlossen. Mit diesem Programm verbindet sich auch die Hoffnung der ägyptischen Regierung auf eine Rückkehr der ägyptischen Arbeiter nach Kuwait. Die Auslandsüberweisungen dieser Arbeiter spielen eine herausragende Rolle in der ägyptischen Handelsbilanz. Doch der Kokurrenzkampf mit amerikanischen und britischen Baufirmen hat bereits begonnen.

Der Kommentar in der Oppositionszeitung 'Al-Wafd‘ klingt fast so, als ob man sich etwas Mut machen will: „Ägypten, das den Assuan- Staudamm gebaut hat, ist nicht zu schwach, um eine Stadt wieder aufzubauen, die ein Tyrann zerstört hat“.

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