Heute evlt. gefälscht

■ Ulrich Reineking-Drügemöller: Text as Text can

Speerspitze der Friedensbewegung ist offenbar die Firma Harry-Brot. Ihr Toast aus Bio-Anbau wird ab sofort aus Verantwortung für Frieden mit der Natur gebacken. Das freut uns Zaungäste des Bremer Kaffeepotts so sehr, daß wir künftig auch die Krönung gemeinsam mit Frau Karin Sommer in der Light-Version genießen: so sanft, so freundlich, so magenschonend wie ein Hippie beim Summen von „We shall overcome“.

Toast von Harry sollte man unbedingt der US-Gefreiten Shari Howard (26) auf den Hamburger pappen, wird sie doch in einer dpa-Reportage aus Saudi-Arabien mit den Worten zitiert: „Ich meine, wir bringen diesen Hundesohn um und lassen die Irakis einen neuen Führer suchen.“

Szenen aus dem bremischen Familienleben! Ein Vierjähriger aus der Neustadt legte sich beim Spielen original Handschellen um die Fußgelenke und verlor die Schlüssel dann irgendwo zwischen Playmobil-Männchen und Legosteinen. Muttern alarmierte prompt zwei original Polizeimeister vom 12. Revier, die mit dem Bolzenschneider für den Wiedergewinn kindlicher Beinfreiheit sorgten. Die Frage ausklammernd, wie solche Handschellen in dieses traute Neustädter Heim kamen, sei den treuen Leserinnen und Lesern dieses Blattes nachdrücklich angeraten: Achtet darauf, daß Eure Sarahs und Jonasse die stählernen Familienbande nur nach Lektüre der Gebrauchsanweisung nutzen! Polizeipräsident Rolf Lüken will übrigens seinen ehemaligen Kripo-Chef Peter Möller (bekannt durch Funk, Fernsehen und Grundbergsee) beauftragen, eine gezeichnete Version für Vorschulkinder zu entwickeln.

Dank Weser-Kurier vom 19. Februar wissen wir, daß Veronica Carstens und ihr Carlemann nach beider Ableben das gesamte Privatvermögen einer Stiftung „Natur und Medizin“ zukommen lassen wollen. Reiki-Lehrerinnen ersten und zweiten Grades, Geistheiler, Rebirther, Chiropraktiker und Atemtherapeuten werden herzlich gebeten, sich trotz dieser verlockenden Perspektiven in Geduld zu üben: Bei ihrem heilkundlichen Vortrag im Ökumenischen Gymnasium soll die Ärztin noch einen erfreulich frischen Eindruck gemacht haben. Übrigens lernte Veronica C. ihren Carstens C. 1944 als Rotkreuz-Schwester im Lazarett kennen; Blut ist halt dicker als Wasser...

Verbrauchertips gibt die BILD-Zeitung sogar den Lesern ihrer Sportseiten: „Diego schnupft Kokain durch einen Geldschein“. Achgottogott — und wie macht's Konfusionsrat Reginald? Immerhin verdanken wir demselben Sportteil eines der schönsten Dokumente für Männerfreundschaft: „Ich halte zu dir, Andy. Es wird keinem gelingen, einen Keil zwischen uns zu treiben“: Das erlauschte Deutschlands größte Tageszeitung vom telefonischen Gespräch des Bundestrainers Berti Vogts mit Andy Möller (über das Wie darf spekuliert werden...).

Betreffend die Betroffenheit. Das neugierige Ohr als Sonde zur Erforschung szenischer Befindlichkeiten nutzend, geben wir folgenden Monolog aus dem Lagerhaus-Café wieder den Frau an Mann richtete: „Beim Tanzen in der Gruppe habe ich heute erst diese Wut gespürt, über den ganzen Trouble da. Und dann plötzlich eine Kraft aus dem Zwerchfell. Nina, das Leben geht weiter, sag ich mir noch, und dann wird alles schwarz vor den Augen, und nochmal: Nina, das Leben geht weiter. Und dann hatte ich sone Wahnsinns-Power, da hab ich heute die ganzen Sachen auf die Reihe gekriegt wegen des Wohngeld- Antrags. Und morgen pack ich es bestimmt, zu dieser Friedensdemo zum Marktplatz zu kommen.“ Gut so, Nina — tanz weiter! George Bush und die Lucky Riders verlängern ihr Gastspiel sowieso.

Wer heute seinen Geburtstag feiert, darf sich darin eins wissen mit Niki Lauda, August Bebel und Hugo Ball. Und exaktemang heute vor 76 Jahren proklamierte das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Allen Geburtstagskindern dennoch eine schöne Eisbombe!

P.S. Warnung! Überall in Bremen tauchen gefälschte Schreiben von Finanz- und Gesundheitssenatoren auf. Melden Sie bitte unverzüglich bei der nächsten Polizeidienststelle, wenn jemand versucht, Ihnen eine plumpe Fälschung dieser Kolumne anzudrehen...