Kurzwellen gegen Unmündigkeit

■ BesucherInnen des taz-Forums über Veranstaltung und Informationslage MEINUNGEN

Nabel Jassen, 41, arbeitslos, Bagdad: Es fehlten mir auf dem taz-Forum viele Informationen. Besonders Herr Pistorius vom SFB hat viele Fragen nicht beantwortet. Warum werden die Berichte, die über Kurzwelle gesendet werden, nicht verwendet? Die taz lese ich in letzter Zeit seltener, weil die Berichterstattung über den Golfkrieg mangelhaft ist — mir fehlen Informationen. Ich möchte mehr über Radio Bagdad wissen, aus Amman, Augenzeugenberichte aus dem Iran, Syrien, Jordanien lesen. An Augenzeugen fehlt es dort sicher nicht. Alleine im Iran gibt es 7.000 Flüchtlinge.

Eva Scheerbart, 61, Illustratorin, Spandau: Von den Medien wird man wie ein unmündiges Kind behandelt. Welche Wirkungen hat der konventionelle Krieg im Irak? Offenbar kann man sich die Informationen darüber verschaffen, wir haben ja eben gehört, daß es Nachrichten darüber auf Kurzwellensendern gibt.

Silke Kruse, 37, Malerin, Moabit: Wie schlimm Krieg ist, wissen wir natürlich auch so, trotzdem vermitteln Bilder einen anderen Eindruck. Dem Piloten, der die Atombombe auf Hiroshima geworfen hatte, wurde erst klar, was passiert war, als er die Fotos sah. Es ist ein ganz großer Unterschied, ob man etwas nur weiß oder auch sieht.

Detlev Gies, 49, Diplom-Pädagoge, Charlottenburg: Ich habe inzwischen den Eindruck, man will die Medien zum Buhmann machen. Man ist gegen den Krieg und dabei sehr ohnmächtig. Auf einmal ist man dann gegen die Journalisten, weil die die schlechten Botschaften bringen. Möglicherweise wird auch die Tatsache, daß sehr wenig über die Schrecken des Golfkrieges berichtet wird, als Provokation empfunden. Wenn wir genau wüßten, was los ist, könnten wir uns vielleicht mehr beruhigen.

Sabine, 20, Philosophiestudentin, Prenzlauer Berg: Die Berichterstattung über Israel ist für mich ein gutes Beispiel von Zensur. Bestimmte Fakten dürfen nicht erwähnt werden. Wenn man betont, daß sich der Irak an UNO-Resolutionen zu halten habe, dann müßte man genauso betonen, daß sich auch Israel an die UNO-Entschließungen zu halten hat. Selbst in der Friedensbewegung ist das Thema tabu. Wer Israels Verhalten kritisiert, bekommt zu hören, er sei antiisraelisch... unsere Schuld... das darf man nicht. Das ist eine Zensur in den Köpfen der Menschen. Sie trauen sich nicht mehr, bestimmte Sachen zu sagen. Aber wenn die Medien sich nicht trauen, dann ist das Zensur der Medien. Es gibt in unserem Land keine halbswegs objektive Berichterstattung. Die Probleme mit der Zensur gibt es nicht erst mit Beginn des Golfkrieges. diak