Essayistischer Quatsch-betr.: "Irak ist nicht Vietnam", taz vom 16.2.91

betr.: „Irak ist nicht Vietnam“, taz vom 16.2.91

Da schreibt dieser Herr Michael Walzer: „Diesen Krieg sollten amerikanische und europäische Linke kritisch unterstützen. Nicht bedingungslos unterstützen.“

Die Rechten läßt er ganz fallen, typisch. Die vor Schmerz schreienden Halbtoten oder gar ganz verkohlten Toten werden keinen Unterschied bemerken, ob ein Linker den Krieg kritisch und bedingungslos unterstützt. Es ist einfach essayistischer Quatsch, so einen Gedanken zu haben und den auch noch drucken zu lassen. Es ist ein männlich strukturiertes Denken, ob von links oder rechts gedacht wird.

Da dürfen vorwiegend männliche Schreiberlinge ihre persönlich unausgegorenen Gedankenspiele auf Zeitungswiesen austoben — und auch noch auf der Kulturseite.

Da wird seitenweise Druckerschwärze im Kulturteil von Befürwortern des Krieges ausgeschüttet. Wo bleiben die Gedichte von Frauen und Männern (vielleicht gibt es ja noch ein paar), die gegen das Massaker und über ihren Aufschrei gegen dieses Blutbad an Menschen schreiben? Andrea Kupkow, Lyrikerin,

West-Berlin