Rezession in Frankreich

Paris (taz) — Zwischen Anfang August und dem Jahresende 1990 ist die französische Industrieproduktion um 4,8 Prozent gesunken. Betroffen sind fast sämtliche Sektoren. Allein die Produktion im verarbeitenden Bereich ging im Dezember um vier Prozent zurück, meldet das Statistische Amt „Insee“. Die Autoindustrie bremste mit 4,9 Prozent und lag damit um 17 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch die Zulieferindustrien — Stahl, Metallverarbeitung, Reifenhersteller — meldeten deutliche Umsatzrückgänge. Und die Erwartungen der Unternehmer im Januar werden als „weiterhin sehr pessimistisch“ gewertet, zumal die Gewinne im letzten Halbjahr 1990 deutlich gesunken waren.

Premierminister Rocard hofft dennoch auf ein voraussichtliches Wachstum des Bruttosozialproduktes um „etwas mehr als zwei Prozent“. Bisher war er von 2,7 Prozent ausgegangen. Er rechne für 1991 mit bis zu 100.000 Arbeitslosen mehr, erklärte Rocard, womit insgesamt 2,6 Millionen Franzosen ohne Beschäftigung wären. Um dies vergessen zu machen, kündigte die Regierung 100.000 neue „Solidaritätsverträge“ an, die die Firmen zur Einstellung von Arbeitslosen locken sollen.

Engpässe gibt es allein bei den Rüstungsfirmen. Das Pariser Verteidigungsministerium hat „Matra“ diese Woche jedweden Verkauf ans Ausland verboten: Der französischen Golfarmee drohen die Boden-Luft-Raketen auszugehen. smo