USA bestreiten Beginn der Bodenoffensive

Riad/Washington (taz/afp) — Während der offizielle Befehl für die Bodenoffensive angeblich noch nicht erteilt wurde, häufen sich die Zusammenstöße zwischen irakischen und alliierten Truppen im saudisch-kuwaitischen Grenzgebiet. So nahmen die US-Streitkräfte bei Attacken mit Apache-Hubschraubern nach Angaben des US-Generals Richard Neal 450 bis 500 irakische Soldaten gefangen. Dies wurde aus Bagdad dementiert. Den Angaben der Militärs zufolge waren mindestens hundert lasergesteuerte Hellfire-Raketen von Apache-Hubschraubern der 1. US- Infanteriedivision auf Lkw, Beobachterposten und verstreute Infanterie der Iraker abgefeuert worden. Ein Hauptmann der US-Luftwaffe teilte am Mittwoch abend mit, amerikanische Transportflugzeuge C-130 Hercules hätten begonnen, sieben Tonnen schwere Bomben auf die kuwaitische Insel Faylaka abzuwerfen. Faylaka befindet sich im Golf, etwa 100 Kilometer vor der Küste von Kuwait-Stadt. Das Bombardement sei so intensiv gewesen, daß die Insel dem Erdboden gleichgemacht sei. Die sich häufenden Vorstöße alliierter Verbände gegen irakische Stellungen in den letzten Tagen, bei denen es zu immer mehr Feuergefechten kommt, werden im Pentagon als „Übungs-“ oder „Warmlaufphase“ beschrieben. Die Wahrnehmung vieler Journalisten vor Ort, wonach der Bodenkrieg bereits begonnen hat und nun zunehmend eskaliert wird, wurde in Washington gestern noch bestritten. Auf große Verwunderung stieß die Mitteilung des Pentagon am Mittwoch, die irakischen Elitetruppen befänden sich „entgegen bisheriger Annahme“ ausschließlich auf irakischem Territorium nördlich der Grenze mit Kuwait und nicht in Kuwait selber. Das Pentagon begründete seine nach fünf Wochen plötzlich korrigierte Darstellung mit „neuen Erkenntnissen “ der militärischen Geheimdienste. In Washington wurde spekuliert, daß mit dieser Darstellung ein Einmarsch alliierter Truppenverbände tief in irakisches Territorium und damit „hinter den Rücken“ der Elitetruppen begründet werden soll. Einen derartigen Einmarsch sehen zwei der drei Pentagonszenarien für einen umfassenden Bodenkrieg vor.

Die Streitkräfte der USA und ihrer Verbündeten im Golfkrieg gegen Irak sind nach Aussage des Pentagon auf den größten und massivsten Bodenangriff seit der Landung der gegen Hitler-Deutschland Alliierten im Juni 1942 in der Normandie vorbereitet. Sollte Präsident Bush den entsprechenden Befehl erteilen, werde es einen „extrem schnellen Angriff geben“, kündigte ein ranghoher US- Militär an, „gewaltiger als bei irgend einem Krieg in der Geschichte“. Die ersten Truppen, die laut Angriffsplan die westlichen bzw. südlichen Grenzen Iraks und Kuwaits überschreiten sollen, sind Spezialeinheiten der Armee und der Marines. Ihre Aufgabe: die Entschärfung der irakischen Minenfelder. Ihnen sollen „Hunderte von Panzern“ und zehntausende Soldaten mit Gasmasken und Schutzanzügen folgen. Das Pentagon rechnet damit, daß die irakische Armee vom ersten Moment eines umfassenden Bodenkrieges an Chemiewaffen einsetzt. Der Schlachtplan sieht einen „integrierten“ Angriff von Bodentruppen und aus der Luft, kombiniert mit Raketenbeschuß von den im Golf stationierten Kriegsschiffen vor. Kalkül der Militärstrategen: die irakischen Soldaten verlassen ihre unterirdischen Stellungen und — so ein Pentagonsprecher — „werden damit ein sicheres Ziel für unsere Luftangriffe“. azu